Kinsey

SA 13.12.2008 | 20.15 Uhr | VOX

Wenn es Alfred Kinsey nicht gegeben hätte, wären viele US-Amerikaner in den 40er-Jahren wahrscheinlich nicht aufgeklärt worden. Oder hätten gewisse Wahrheiten zum Thema Sex nie erfahren.
Für den 1948 veröffentlichten „Kinsey-Report“ befragte der Professor für Biologie und Psychologie an der Indiana University gemeinsam mit seinen Assistenten 18000 Menschen nach ihrem Sexualverhalten. Das Ergebnis führte zu erregten Diskussionen: Konnte es wirklich sein, dass sich 92 Prozent der Befragten selbst befriedigten?
In Bill Cordons Filmbiografie „Kinsey“ wird gezeigt, was für ein Typ dieser Professor war, der die Menschen nach ihrem Intimleben ausfragte. Liam Neeson spielt Alfred Kinsey sehr eindrucksvoll. Und im Grunde genommen hat sich in den USA kaum etwas geändert. Heute wie damals war die Empörung über Kinseys „Enthüllungen“ groß. Das Thema Sex war und ist ein Tabu. Insofern gibt es im Fim diverse Stellen zum Schmunzeln. Wenn den prüden Amis diese und jene Fakten auf den Tisch geknallt werden, wenn sie pikante Fragen beantworten müssen.
Vor einiger Zeit ist der Roman „Dr.Sex“ von T.C.Boyle in Deutschland erschienen (auch als Hörbuch, gelesen von Jan-Josef Liefers). In dem Buch wird die Geschichte aus der Sicht eines der Assistenten erzählt. Dabei kann der Roman mehr überzeugen als dieser Film. Viel zu sehr wird Kinsey hier als eine Art „Heiliger“ dargestellt. Dabei war er wesentlich extremer in seiner Art, als er im Film gezeigt wird. Die Beziehung zwischen seiner Frau, seinem „engen Kreis“ von Mitarbeitern und deren Frauen war sehr viel ausschweifender als in „Kinsey“ dargestellt. Auch weist der Film in der zweiten Hälfte ganz deutliche Längen auf.
Dennoch: Diese Reise in die sexualaufklärerische Vergangenheit der USA ist eine durchaus interessante Geschichte.


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