Das Musikhotel am Wolfgangsee

SA 18.10.2008 | 20.15 Uhr | Das Erste

Selten war die Kritik im Vorfeld so eindeutig. Haareraufend haben die Schreiber der Medienseiten und Fernsehzeitschriften die „Schlagerette aus den Bergen“ in der Luft zerrissen.
Die ARD hatte Großes vor: Den guten alten Musikfilm hat der Sender wieder aus der Mottenkiste rausgeholt. Früher gab es die ständig: Irgendwelche Promis wirkten in Filmen mit, in denen ständig und ohne Grund geträllert wurde. Einige der Streifen gelten heute noch als Kult. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum ständig im Hintergrund die Melodie vom „Weißen Rössl am Wolfgangsee“ dudelte. Warum sollte das also heute nicht mehr funktionieren?
Und… na ja, sagen wir mal so: Man muss den volkstümlichen Schlager schon mögen, um „Das Musikhotel am Wolfgangsee“ einigermaßen zu ertragen. Schwerhörigkeit und eine gepflegte Kurzsichtigkeit waren sicherlich auch hilfreich.
Patrick Lindner spielt in der Schlagerette Patrick Lindner. Er wird von Mike Krüger, gespielt von Mike Krüger mit dem Motorrad vom Bus abgeholt. Patrick ist Hoteldirektor und will das Haus zum Musikhotel umfunktionieren. So weit, so gewöhnungsbedürftig.
Warum das Ganze aber so billig sein musste? Die Kulissen unterschieden sich nicht von denen einer preiswerten Dailysoap, oftmals wirkten die Außenmotive, als seien sie teilweise in einer Bluebox in einem Studio entstanden und ganz mies beleuchtet worden. Die Dialoge kamen aus dem Baukasten, gesprochen von Leuten, die das Schauspielern bisher eher aus der Ferne, vor dem Fernseher beobachtet haben. Und warum glotzen die Leute eigentlich plötzlich in die Kamera, wenn sie trällern? Im Film wird nicht in die Kamera gestarrt!! Damit das mal klar ist! Viele Songs wirkten deplatziert, wie die Abfolge von eingestreuten Videoclips ohne Sinn und Verstand.
Sascha Hehn, der in der Schlagerette mitwirkte, als ob er gleich schreiend davon rennen wollte, war das Ganze schon peinlich, bevor es überhaupt gesendet wurde. Auch wenn er nicht gerade für hochkulturelle Dramen bekannt ist, kann man es ihm nicht verdenken.
Eigentlich ist so eine Art Film nicht ganz falsch. Ein bisschen mehr Mühe könnte man sich aber schon geben.


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Kommentare

10 Antworten zu „Das Musikhotel am Wolfgangsee“

  1. CommanderNOH

    Ich hab gestern mal 5 Minuten reingezappt. Die ersten 5 Minuten. Ich bin ja heimlicher Claudia Jung-Fan, deshalb. Aber als Patrick Lindner angefangen hat zu „singen“, musste ich es ausstellen. Und Claudia hab ich nicht mehr gesehen. Und ich würde ihr auch raten, bei sowas nicht mehr mitzumachen. Danke, Claudia.

  2. Freud

    Also ich persönlich kann mit solchen Filmen rein gar nichts anfangen. Da bin ich sicher nicht der einzige, d.h. aber nicht, dass es niemand guckt. Und auch, wenn ich einen solchen „Film“ nie mit jenen vergleichen würde, die ich für wünschenswert erachte, glaube ich doch, dass er durchaus seine Berechtigung hat. Könnte mir schon vorstellen, dass das ein oder andere ältere Ehepaar gestern seinen Spaß gehabt hat.

  3. RT

    4 Mio Zuschauer waren dabei.
    Finde den Quotenmeter-Text dazu mal wieder sehr lustig. „Peinlicher ARD-Musikfilm überzeugt nur die Älteren“. Ich vermute, dass die ARD mit dem Film nur die Älteren erreichen wollte.

  4. Kellerkind

    Beim kurzen Reinzappen sah es für mich weniger wie ein Film, als nach einer dieser Schlagersendungen aus. Die Optik hatte nichts Filmisches und die Dialoge erinnerten an „lustige“ gespielte Einlagen, die schon damals bei Ilja Richter nur bedingt komisch waren.

  5. Glenn

    Genau das mit der Filmoptik ist mir auch aufgefallen. Es sah aus wie früher bei GZSZ oder bei einer Dokumentation, aber nicht wie in einem Spielfilm. Ich kenne leider die Fachausdrücke nicht, aber ich hoffe, ihr versteht, was ich meine.

  6. Torian

    Die ersten 10 Minuten von diesem Machwerk hab ich mir gestern auch mal reingezogen, aber mehr als sich über die Lächerlichkeit dieser Sendung lustig zu machen war auch nicht drin. Ein gutes Haar an der Sendung zu finden ist wirklich schwer und irgendwie muss man meinen Eindrücken nach, entweder Masochist oder geistig halb tot sein um sich die ganze Sendung ansehen zu können. Besonders schlecht ja auch Maik Krüger dessen „Späße“, ala „gutes Rad ist teuer“ einfach unterster Bodensatz sind.

  7. RT

    Na ja, ich habe es zumindest überlebt.

  8. Sentinel2003

    Und solch ein Schrott übelsten Grades wird von unseren Gebührengeldern bezahlt…….

  9. RT

    Na ja, an sich ist die Idee ja okay. Für ältere Zuschauer bestimmt eine schöne Sache.
    Der Film hat 650000 Euro gekostet. Erscheint mir für heutige Verhältnisse gar nicht so teuer. Aber die Billigkeit hat man dem ganzen auch angesehen.

  10. Kellerkind

    @sentinel: Es war ein Schnäppchen. Und Nummer Zwei an dem Abend. Erklär nun man den 4 Mio, warum deren Wunschprogramm weniger wert ist, als Deins.

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