Free Rainer

TV-Produzent Rainer (Moritz Bleibtreu) bringt Sendungen wie „Hol dir das Superbaby“ ins Fernsehen. Und es ekelt ihn an. Dass er so etwas produziert und dass die Leute es sehen – angeblich. Denn nur wenige tausend Menschen entscheiden mit der „Quotenbox“ welche Sendung Erfolg hat und welche nicht.
Rainer wird geläutert, als auf ihn eine Art Anschlag verübt wird – jetzt will er nur noch „gute“ Sendung anbieten. Und floppt. Er beschließt: Die Quoten müssen manipuliert werden. Wenn hochkulturelle Sendungen hohe Quoten haben, gibt es bald nur noch solche Sendungen. Und wenn es nur noch solche Sendungen gibt, gewöhnen sich die Deutschen daran – und sehen wirklich zu.
Ja, davon haben wir sicher alle schon mal schwadroniert: Wer macht eigentlich die Quoten? Und kann man sie manipulieren? Und was bringt das?
Genau mit dieser Frage beschäftigt sich Hans Weingartner in seinem Film „Free Rainer“. Und hat irgendwie auch keine echte Idee. Denn einfach nur die Quotenboxen manipulieren zu wollen, ist irgendwie ganz schön billig. Und will er etwas gegen die Verdummung des deutschen Fernsehvolkes tun – er ist stellenweise nicht sehr viel besser. So scheint er zu denken, wenn bei einem Sender plötzlich die Quoten (in diesem Fall: Marktanteile) sinken, bleiben alle anderen stabil. Ist aber nicht so.
Schade. Aus einer an sich spannenden Überlegung wurde wenig rausgeholt. Außer ein paar Klischees. Trinkende Arbeitslose, Computerfreaks mit Macken. Peinlich wird es, als der Filmemacher sich selbst zitiert: Sein Film „Die fetten Jahre sind vorbei“ läuft im neuen Hochkulturprogramm neben Fassbinder-Filmen. So weit ist es dann doch noch nicht.
Auch sind 129 Minuten definitiv zu lang. Schuld daran sind ausufernde externe Handlungsstränge, die die eigentliche Geschichte ins Stocken bringen. Mehr Tempo hätte dem Film gut getan. Aber vielleicht war auch das Weingartners Beitrag zur Hochkultur.
Sicherlich, der TV-Trash a la 9live, „Frauentausch“ und Co. ist nicht gerade das, was die Menschen bildet, aber sie haben immer und zu jeder Zeit die Möglichkeit, um- oder abzuschalten. Das scheint Weingartners eigentliche Botschaft zu sein: Macht das Fernsehen intellektuell, damit die Zuschauer einfach mal abschalten! Doch seine Satire ist leider nicht bissig, nicht innovativ genug.

5/10


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