In der AGA (9): Stellung! Sprung!

Für die Havelberger ist es wahrscheinlich schon etwas völlig Normales, dass da plötzlich 36 Soldaten im Trainingsanzug im Gänsemarsch durch ihre kleine Stadt laufen.
Wir haben unsere wunderschöne Elb-Havel-Kaserne verlassen, um im städtischen Freibad unseren Schwimmtest abzulegen. In einer bestimmten Zeit müssen wir dort 200 Meter schwimmen. Und wenn wir das schaffen, sind wir gute Soldaten. Und wenn nicht – dann eben nicht.
Natürlich haben wir auch alle die gleichen Badehosen. Einheitlich blau.

Nun ist es ja nicht unbedingt üblich, dass man an einem September-Vormittag bei nicht ganz 15 Grad ins Freibad schwimmen geht. Aber bei der Bundeswehr ist ja alles ein wenig anders, wie wir alle ja inzwischen wissen.
In mehreren Gruppen mit je sechs Pionieren wird nun also unsere Schwimmfähigkeit getestet. Und es ist schon erstaunlich, wie viele von uns tatsächlich einen wunderbaren „Köpper“ können.
Während alle anderen schon am anderen Ende des Beckens sind, rudert Pio H. wie wild mit den Armen. Was am Becken eine allgemeine Heiterkeit auslöst. Ein wenig hilflos rudert er weiter. „Schwimmen Sie zum Beckenrand! Aber plötzlich!“, schreit G. Mit letzter Kraft kann sich der Pio retten. H. Kann nicht schwimmen – und das hätten die Offiziere schon gern vorher gewusst.

Was ich vielleicht noch erwähnen sollte (wenn auch sehr ungern) ist, dass natürlich auch ich ins Becken musste. Okay, ich bin nicht ertrunken. Besonders schnell war ich aber auch nicht. Während die anderen das Becken bereits wieder verlassen haben, drehte ich noch weiter meine Runden. Dauerte eben ein bisschen länger. Ich lag weit, weit, sehr weit über der geforderten Zeit. Ich bin ein schlechter Soldat. Aber das ist ja wirklich nichts Neues mehr für mich.

Nach dem wieder mal sehr schmackhaften und stressfreien Mittagessen, steht uns eine ganz besondere Aufgabe bevor. Wir sollen zum ersten Mal unsere kleinen Zelte (oder auch „Hundehütte“ oder „Dackelgarage“) aufbauen. Dazu haben wir auf einer plattgelatschten Wiese der Kaserne Stellung bezogen.
Glücklicherweise habe ich, das deutschlandweit bekannte Schwimm- und Technikgenie, Patrick dabei, der das auch einigermaßen hinbekommt. Er gibt Anweisungen, ich gehorche. Ob ich’s dann auch richtig mache, ist dann eine ganz andere Frage.
Das Leben eines Bundeswehrsoldaten hat ja viele interessante Facetten. Nichts ist bei ihm so, wie es im normalen Leben ist.
So latscht ein sich im Einsatz (oder besser: im Gelände) befindlicher Soldat nicht einfach so übern Acker. Nein! Weit gefehlt!! Das Stichwort lautet „Stellung und Sprung“. Wo eben noch unsere Zelte standen, stehen wir jetzt nebeneinander in einer langen Reihe. G. erklärt uns nun, was es mit „Stellung und Sprung“ auf sich hat: „Stellen Sie sich vor, Sie sind im Gelände. An jeder Ecke könnte der Feind lauern. Da können Sie sich nicht einfach so übers Feld rennen. Sie springen von Stellung zu Stellung! In der Stellung liegen sie auf dem Bauch und beobachten Ihr Umfeld. Sprung bedeutet, dass Sie die Stellung verlassen, um so schnell wie möglich, vielleicht sogar unbemerkt vom Feind, in die nächste Stellung zu springen…“„Stellung!“, schreit unser Gruppenführer. Im gleichen Augenblick schmeißen wir uns ins Gras. „Sprung!“ Wir springen auf. Doch ehe wir vielleicht zwei, höchstens drei Schritte gemacht haben: „Stellung!“ – – „Sprung!“ – – „Stellung!“
Das schafft. Aber wir werden überleben. Der Feind kann uns nichts anhaben…


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