Die verschwundenen Bahnhöfe

Auf der Strecke zwischen Löwenberg, Rheinsberg und Neuruppin gab es früher sehr viele Haltestellen, nur wenige sind übrig geblieben. Der Griebener Ortsvorsteher Dietmar Haack fordert einen Bedarfshaltepunkt

MAZ Nordbrandenburg, 29.8.2025

Löwenberg/Neuruppin.
Es ist inzwischen viele Jahre her, aber bis Mitte der 90er-Jahre hatten die Dörfer entlang der Bahnstrecke zwischen Löwenberg und Rheinsberg sowie zwischen Herzberg und Neuruppin alle noch eigene Bahnhöfe.

Heute ist davon kaum noch etwas übrig. Der momentan über Löwenberg umgeleitete Regionalexpress RE6 hält zwischen Löwenberg und Neuruppin gar nicht.
Die Regionalbahn RB54 hält immerhin einmal in Herzberg und einmal in Lindow, bevor sie von Löwenberg aus in Rheinsberg ankommt. Die Spuren der ehemaligen Bahnhöfe, an denen man unterwegs vorbeifährt, sind teilweise kaum noch zu sehen.

Der Streckenabschnitt zwischen Löwenberg und Lindow ist 1896 eröffnet worden, der bis Rheinsberg 1899. Im Jahre 1902 folgte die Eröffnung der Strecke nach Neuruppin.
1996 sind die meisten der Haltepunkte geschlossen worden – nur Herzberg und Lindow sind geblieben. Das Argument damals war, dass sich das Betreiben der Bahnhöfe nicht mehr gelohnt hat.
Vom Haltepunkt Löwenberg-Dorf unweit des Bahnübergangs an der B96 ist kaum noch etwas zu sehen. Der Haltepunkt am Rand von Linde ist nur noch zu erahnen. Die Fläche am Gleis ist weitgehend zugewachsen.

Auch Grieben hatte einen eigenen Haltepunkt. Bis vor einigen Wochen stand sogar noch das Schild mit dem Schriftzug „Grieben“. „Das Schild ist nicht mehr da“, sagte Ortsvorsteher Dietmar Haack am Mittwoch.
Das Schild verschwand während der Bauarbeiten rund um die Sanierung der Bahnstrecke spurlos. „Das ist wirklich schade“, so der Ortsvorsteher weiter.
Seit fast 30 Jahren hält nun in Grieben kein Zug mehr, allerdings wünschen sich die Menschen im Dorf zumindest einen Bedarfshalt.
Dabei geht es aber nicht um den Regionalexpress, der momentan auf der Strecke unterwegs ist, sondern um die Regionalbahn. Sie hält momentan nur in Lindow und Herzberg. „Ein Bedarfshalt in unserem Ort wäre unser Wunsch“, erklärt Dietmar Haack. „Wir haben ein paar Griebener, die jetzt eine Fahrgemeinschaft gebildet haben, um zum Bahnhof Löwenberg zu kommen.“ Es gebe aber auch Pendler, die gern mit dem Zug nach Neuruppin fahren wollen.
Tatsächlich gab es mal eine regelmäßige Bahnverbindung zwischen Neuruppin und Löwenberg. 2006 wurde sie jedoch gestrichen, sie wurde zu wenig angenommen.
Es gibt außerdem ein Paradox, wie Dietmar Haack erzählt. Der Haltepunkt Grieben wurde einst wegen zu weniger Fahrgäste aufgegeben. „Im alten Sägewerk war ein Wohnpark geplant.“ 400 bis 500 Menschen hätten dort leben können. Die Pläne seien jedoch in Potsdam abgelehnt worden, und eine der Begründungen sei gewesen, dass die Fläche im Außenbereich liege – und dass es keine Bahnverbindung im Ort gebe.
Nun sei es also so, dass der Wohnpark nicht entstehe, weil es keinen Bahnhof gebe, so der Ortschef. Aber der Bahnhof sei nicht in Betrieb, weil zu wenige Leute im Ort ihn nutzen würden. „Das beißt sich gegenseitig.“

Bei einem Ortstermin machte Ralf Böhme, der Geschäftsführer des Streckenbetreibers Regio Infra, dem Ortsvorsteher kaum Hoffnung. „Den Halt müsste das Land bestellen, und das wird eher nicht passieren“, sagte er. Dietmar Haack hat da auch kaum Hoffnungen. „Da wird wohl kein Weg hinführen“, sagte er am Mittwoch.

Im Nachbardorf Herzberg ist der Bahnhof weiter in Betrieb, sogar mit einem Mittelbahnsteig und zwei Gleisen. Der Regionalexpress RE6 fährt durch, aber immerhin stoppt dort die Bahn aus und nach Rheinsberg.
Auf dem Weg nach Rheinsberg gab es in früheren Zeiten noch den Bahnhof in Schönberg. Lindow ist auch heute noch ein Haltepunkt. Klosterheide, Dierberg und Köpernitz werden nicht mehr für einen Stopp genutzt.
Von Herzberg aus in Richtung Neuruppin düst der RE6 heute durch Wulkow, wo der Haltepunkt aber nicht mehr erkennbar ist. Der alte Bahnhof von Alt Ruppin ist aber noch zu sehen. In Gildenhall gibt es heute keinen Haltepunkt mehr.

Kürzlich ist die Strecke zwischen Neuruppin und Löwenberg für 13 Millionen Euro aufwendig saniert worden – um den Umleitungsverkehr für den Prignitz-Express und für schwere Güterzüge möglich zu machen.
Unklar ist aber, was nach der Zeit des Umleitungsverkehrs mit der Strecke geschehen soll. Gesichert ist nur der Abschnitt zwischen Rheinsberg, Herzberg und Löwenberg mit der Regionalbahn.
Dietmar Haack aus Grieben würde sich wünschen, dass künftig und auch nach dem Umleitungsverkehr wieder regelmäßig Züge zwischen Neuruppin und Löwenberg fahren.


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