Regionalexpress RE6 wird ab August umgeleitet – mögliche Verspätungen könnten große Auswirkungen haben – vor Ort gibt es keine Toiletten
MAZ Oberhavel, 1.3.2025
Neulöwenberg.
Wenn ab August 2025 der Regionalexpress RE6 wegen der Baustelle zwischen Neuruppin und Kremmen umgeleitet wird, dann wird für mehr als ein halbes Jahr auch der Bahnhof Löwenberg eine höhere Bedeutung bekommen. Denn der RE6 – auch Prignitzexpress genannt – wird dann auch in Löwenberg halten. Die entsprechenden Fahrpläne hängen schon heute auf den dortigen Bahnsteigen. Demnach werden sich die beiden Züge des RE6 aus beiden Richtungen in Löwenberg treffen – immer um zwei Minuten vor der vollen Stunde werden sie einerseits in Richtung Neuruppin aufbrechen, andererseits in Richtung Oranienburg und Berlin. Anders wird es auch nicht gehen, denn hinter Löwenberg wird der RE6 auf die eingleisige Strecke in Richtung Herzberg und Neuruppin abbiegen – das bedeutet aber auch, dass sich Verspätungen in einer Fahrtrichtung auch auf die Gegenrichtung auswirken können.
Verspätet sich ein Zug aus Neuruppin kommend, muss der Prignitzexpress in die Gegenrichtung warten – das wird dann in Löwenberg der Fall sein. Ebenfalls warten müsste dann die Regionalbahn 54 nach Rheinsberg, die sich auf der eingleisigen Strecke ebenfalls eintakten muss. Darüber hinaus halten in Löwenberg auch die Regionalbahn RB12 nach Templin und Berlin sowie alle zwei Stunden der Regionalexpress RE5.
Es könnte unter Umständen also eng werden auf dem Bahnhof Löwenberg. Denn über ein Problem wird derzeit nur wenig geredet: der Reiseverkehr zur Ostsee. Reisende, die insbesondere im Sommer die ungewöhnliche RE6-Verbindung nutzen wollen, um in Löwenberg in den RE5 zur Ostsee umzusteigen, könnten Probleme bekommen. Der RE5 zur Ostsee ist an den Sommerwochenenden meist so voll, dass schon in Oranienburg ein Zustieg schwer ist. Pendler, die in Löwenberg vom RE6 in den RE5 umsteigen wollen, könnten also dort stranden.
Bei einer Infoveranstaltung am 12. Februar in Rheinsberg stand deshalb auch die Frage im Raum, ob der Bahnhof Löwenberg zumindest eine Toilette bekommen könnte. Auf dem Bahnhofsvorplatz befindet sich derzeit nur ein abgeschlossenes Dixi-Klo. Bernd Arm vom Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) verwies einerseits an die Kommune, andererseits direkt an die Deutsche Bahn. „Kommunen können das machen“, sagte er. „Ansonsten haben wir nur Einfluss auf die Züge, es gibt Toiletten in den Zügen.“
Die nutzen allerdings nichts für die Wartenden auf dem Bahnsteig. Ein Sprecher der Deutschen Bahn antwortet auf die Toilettenfrage kurz und bündig: „Es ist kein Bau einer Toilette geplant.“ Auch seitens der Gemeinde Löwenberger Land ist nichts diesbezüglich geplant. „Eine Toilette im öffentlichen Raum muss vandalensicher sein“, sagt Lucas Vogel, in der Gemeindeverwaltung verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit. „Das verursacht sehr hohe Kosten, die durch die Betreibung an unserem Standort nicht gedeckt werden können.“
Die Frequentierung des Bahnhofes Löwenberg sei zu gering. Deshalb „ist der Bau einer öffentlichen Toilette in unserem Haushalt nicht darstellbar. Zumal die Züge der Regionalexpresslinien über eigene Toiletten verfügen.“
Eine weitere Frage, die sich durch die RE6-Umleitung über Löwenberg ergibt: Könnten verspätete RE6-Züge auch den Fahrplan auf der Berlin-Rostock-Strecke durcheinanderbringen? „Wir werden die Anschlusssituation RE6-RE5 besonders im Auge behalten“, teilt ein Bahnsprecher mit. „Das Thema eventueller Verspätungen wird durch dispositive Regelungen der Betriebsführung ausgesteuert. Zeitliche Reserven an den jeweiligen Endpunkten der Strecke Perleberg und Berlin-Gesundbrunnen können dies unterstützen.“
Der SPD-Landtagsabgeordnete Andreas Noack wollte zudem wissen, ob es nicht möglich sei, den Regionalexpress RE5 in Löwenberg stündlich halten zu lassen. Diese Forderung kommt auch aus der Gemeinde selbst. „Die Taktung an unseren Haltepunkten ist zu gering“, sagt Gemeindesprecher Lucas Vogel. „Das beanstandet die Gemeinde schon seit Jahren. Wir haben daher hohe Erwartungen an den neuen Minister für Infrastruktur und Landesplanung, Detlef Tabbert.“ Er sei gebürtiger Brandenburger und langjähriger Bürgermeister von Templin, deshalb „trauen wir ihm ein besonderes Gespür für die Bedürfnisse der ländlichen Gemeinden zu“, so Lucas Vogel weiter. „Wir erwarten vom Minister mehr Bewegung in der Verbesserung der Infrastruktur.“
Vom VBB kommt diesbezüglich eine Absage – beziehungsweise würde ein anderer Haltepunkt betroffen sein, wenn die Züge stündlich in Löwenberg halten würden. „Das Problem ist der Umsteigepunkt in Neustrelitz“, erklärt Bernd Arm vom VBB. Der müsse pünktlich erreicht werden.
Alle zwei Stunden hält der RE5 in Löwenberg und alle zwei Stunden in Dannenwalde bei Gransee. Würde der RE5 stündlich in Löwenberg halten, müsste der Dannenwalde-Halt komplett wegfallen, so Bernd Arm.
So oder so: Die Zeit ab August wird für den Bahnverkehr im Bereich Oranienburg – Löwenberg – Neuruppin sehr spannend. Vor allem in Sachen möglicher Verspätungen und Anschlüsse.
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