Marieke Nijkamp: 54 Minuten – Jeder hat Angst vor dem Jungen mit der Waffe

„54 Minuten“ heißt der Roman der niederländischen Autorin Marieke Nijkamp, und so lange dauert auch der Amoklauf an der Highschool in Opportunity im US-Staat Alabama.
Es ist der erste Schultag nach den Ferien, die Schulleitung hat alle in die Aula zusammengerufen, um alle zu begrüßen.
Doch plötzlich betritt ein junger Mann die Opportunity High. Und er hat eine Waffe. Die er auch benutzt. Immer und immer wieder.

Die Autorin erzählt die Geschichte aus der Perspektive verschiedener Jugendlichen. Da ist die Schwester des Attentäters, ihre Freundin, außerdem zwei Jungs, die sich gerade im Archiv aufhalten und beginnen, eine Rettungsaktion einzuleiten. Über alle diese Protagonisten erfahren wir auch, welchen Zusammenhang sie zum Attentäter haben.
Der Leser weiß eigentlich von Anfang an, um wen es sich handelt. Die Spannung liegt darin, zu erfahren, was ihn umtreibt, was ihm passiert ist, dass er so außer sich ist. Es ist kein genaues Motiv, das geliefert wird, aber zumindest Ansätze.
Aber dennoch: Die Geschichte wirkt auf seltsame Weise oberflächlich. Die meisten der Charaktere kratzen nur an der Oberfläche. Hinzu kommt, dass die Geschichte zwar immer aus der Sicht der Schülerinnen und Schüler erzählt wird – man merkt aber am Schreibstil nicht, dass es sich um verschiedene Leute handelt. Die Sprache ist langweilig – und so merkwürdig das klingt: Die Story ist hochdramatisch, der Text übermittelt die Dramatik aber kaum.
Es gibt zum Ende hin berührende Momente, aber über weite Strecken lässt einen der Roman leider eher kalt.
Außerdem fragt man sich: Warum lässt die Autorin die Geschichte eigentlich nicht in den Niederlanden spielen?

Marieke Nijkamp: 54 Minuten – Jeder hat Angst vor dem Jungen mit der Waffe
Fischer Taschenbuch, 332 Seiten
5/10


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