Sommerlager 2023: Ein Stück Sizilien liegt jetzt in Kuhbrücke

Etwa 200 Kinder und Jugendliche erleben bis Sonnabend mit der freikirchlichen Gemeinde Abenteuer – Das Mafia-Thema führt aber auch zu Kritik

MAZ Oberhavel, 20.7.2023

Kuhbrücke.
Die Wiese am Kanal in Kuhbrücke, nordwestlich von Oranienburg, ist in diesen Tagen ein Teil von Sizilien. Das Sommerlager der Freikirche in Oberkrämer und der der Christlichen Gemeinde in Oranienburg hat in diesem Jahr das Motto „Sicilia – La Dolce Vita“. Noch bis zum Sonnabend sind 200 Kinder und Jugendliche und mehrere Dutzend Betreuer auf dem Gelände unterwegs.

Es ist diesmal keine biblische Geschichte, die die jungen Leute im Sommerlager miterleben. „Wir machen das meist im Wechsel“, erklärte Manuel Kain, einer der Organisatoren, am Mittwoch. Allerdings habe es im Vorfeld diesmal auch Kritik gegeben. Denn zu Sizilien gehört auch die Mafia, ein krimineller Klan mit gewalttätigen und mörderischen Ausbrüchen. „Wir wollen sie nicht schön und romantisch darstellen“, sagt Manuel Kain. „Das ist nicht unser Anliegen.“ Es gehe auch in der diesjährigen Geschichte um christliche Werte. „Wir sind vorsichtig, und wir wollen die Mafia nicht als positiv darstellen. Das soll zum Ende der Woche auch so rüberkommen.“
Denn darum dreht sich dieses Jahr das Sommerlager: Ein armer, junger Tomatenbauer ist Schutzgelderpressungen ausgesetzt und flieht nach Palermo. Er denkt, er findet Anschluss in einer Familie – allerdings handelt es sich beim Oberhaupt um einen Mafiaboss. Der Tomatenbauer gerät in einen Strudel, kommt zu Wohlstand und Ansehen – bemerkt dabei aber nicht, auf welche Weise das alles geschieht und dass das das Böse ist. Erst sein Bruder sieht, in welche Lage er geraten ist, dass er sich mit den falschen Leuten eingelassen hat und will ihn da raus holen.

Gestartet ist das Sommerlager 2023 am Sonnabend am Gutshaus im Fehrbelliner Ortsteil Wall. „Das war eine schöne Location“, sagte Manuel Kain. Gefeiert wurde dort das Dorffest von Bel Monte – und es war auch der Beginn der Geschichte über den jungen Bauern. Die Kinder und Jugendlichen begaben sich dann auf den Weg von Wall nach Kuhbrücke – also von Bel Monte nach Palermo. 70 Mitarbeitende haben die Kinder und Jugendlichen begleitet. Die Verpflegung wurde zu den jeweiligen Pausenstellen gebracht. In Klein-Asien zwischen Kremmen und Sommerfeld wurde übernachtet. Am Sonntag kamen alle in Kuhbrücke an.

Gegen 7.30 Uhr werden alle geweckt, es ist Zeit für eine Andacht, dann wird gefrühstückt. Danach widmen sich alle ihren Ämtern – eine Gruppe muss sich um die Toiletten und die Waschräume kümmern, eine andere in der Küche helfen, es gibt Tischdienste, und auch der Platz muss gesäubert werden. „Jede Gruppe macht einmal jeden Dienst“, so Manuel Kain. Zwischen wird im Schauspiel die Geschichte weitererzählt, nach dem Mittagsessen wird gebaut, verschiedene Aktionen stehen auf dem Plan. Nach 22 Uhr kehrt langsam Ruhe ein.

Das Areal haben die Organisatoren vom Pferdehof Sandig zur Verfügung gestellt bekommen. Mit den Bewohnern der angrenzenden Grundstücke in Kuhbrücke werde sich immer wieder verständigt, so Manuel Kain. Das klappe sehr gut. Der Lärmpegel hält sich – angesichts der hohen Zahl an Menschen auf dem Platz – im Rahmen. „Wir wollen ja niemanden verärgern.“ Für das Wasser ist ein 800 Meter langen Rohr verlegt worden, auch ein 300 Meter langes Stromkabel führt zum Camp. „Alles in enger Absprache mit den Behörden.“

Am Mittwoch konnte schon besichtigt werden, was alles entstanden ist. Eine Gruppe heißt „Vulcano di Vite Rossa“. Eine der Bewohnerinnen ist Lisann (11) aus Schmachtenhagen. Die Wanderung von Wall zum Camp „war sehr anstrengend“, erzählte sie. Dennoch hätten alle Spaß gehabt. Lotti (12) aus Schmachtenhagen erzählte, dass am Ende der Wanderung alle mit dem Floß über den Ruppiner Kanal in Kuhbrücke gebracht wurden. „Ich bin das erste Mal dabei“, erzählte sie. Freunde hätten ihr erzählt, wie toll es im Camp sei. Besonders ist, dass alle ihre Handys vorher abgeben müssen. „Es ist toll, mal eine Auszeit zu haben“, so Lotti weiter. Am Anfang habe sie immer mal in die Hosentasche gegriffen, aber sie habe sich nun daran gewöhnt.
Die handyfreie Woche gehört zum Konzept. Laut Manuel Kain gebe es damit nur wenige Probleme. Allerdings komme es vor, dass Kinder wegen Heimweh das Camp vorzeitig abbrechen. Wenn es entsprechende Probleme gibt, könnten die Kinder auch Kontakt mit den Eltern aufnehmen.
Enno (16) aus Oranienburg ist schon ein alter Hase im Sommerlager: „Es ist eine tolle Gemeinschaft hier, man findet neue Freunde, man lernt auch viel dazu.“ So sieht das auch Tim (12) aus Schwante. „Man arbeitet hier mit Leuten zusammen, lernt neue Leute kennen.“ Es ist sein zweites Sommerlager.

Nicht alle Teilnehmenden sind Mitglieder der beiden freikirchlichen Gemeinden. Auch Nicht-Christen sind dabei. „Aber es ist mir auch ein großes Anliegen, christliche Werte zu vermitteln und über Gott zu sprechen“, sagt Organisator Manuel Kain. So äußert sich auch Marcus Becher, der zum Organisationsteam gehört: „Ich spüre, was für ein Segen hierdrauf liegt.“

Am Sonnabend, 22. Juli, um 11 Uhr beginnt die Abschlussveranstaltung. Dann können sich Eltern und andere Interessierte umsehen, was in dieser Woche dort los war und geschafft wurde. Den Termin für das Sommerlager 2024 gibt es auch schon: Es findet vom 20. bis 27. Juli statt, ziemlich sicher auch wieder in Kuhbrücke.


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