SO 20.07.2025 | 15.00 Uhr | tagesschau24
Es waren – vorsichtig gesagt – keine optimalen Bedingungen für das Sommerinterview der ARD. Moderator und Gast haben sich kaum verstanden, weil im Hintergrund gegen genau dieses Interview demonstriert worden ist.
Es gibt wieder mal Wirbel um die ARD, auch wenn sie diesmal nichts dafür kann. Zumindest nicht in diesem Moment.
Als am Sonntagnachmittag live bei tagesschau24 der „Bericht aus Berlin“ mit dem Sommerinterview auf Sendung ging, war die Geräuschkulisse sehr laut.
Zu Gast bei Markus Preiß war Alice Weidel von der AfD.
Zehn Minuten zuvor war vom Protest noch nichts zu merken, zumindest nicht direkt vor Ort. Die „tagesschau Together“ war da schon bei Twitch und Youtube live auf Sendung und berichtete vom Set.
Aber als Alice Weidel dann selbst da war, muss es losgegangen sein. Als das Sommerinterview begann, gab es Sprechchöre und Getrommel. Im Laufe der halbstündigen Sendung schwoll der Lärm an, irgendwann kam wohl ein Lautsprecher zum Einsatz, aus einem Bus wurde „Scheiß AfD“ in Dauerschleife gespielt, so laut, dass es auch in der Live-Sendung zu hören war.
Dass es Proteste gibt, sollte nicht überraschen. Es scheint auch nicht die ARD sehr überrascht zu haben, denn Kamerateams waren auch bei der Demo vor Ort. Verhindern kann die ARD eine solche Demo aber natürlich nicht. Erst kurz vor Schluss muss die Polizei eingeschritten sein, denn die Musik wurde abgedreht.
Jeder darf demonstrieren, und deshalb ist diese Demo legitim gewesen. Die Störung einer Live-Sendung ist kein extremistischer Akt, die es von rechter und rechtspopulistischer Seite raunt.
Viele schreiben, die ARD hätte den Ton regulieren müssen. Aber erstens wäre das eine Manipulation in einer Informationssendung. Zweitens: Würde das ein Grüner sitzen und gäbe es eine laute Demo, die die ARD tonlich unterdrücken würde, da wäre das Geschrei aber groß.
Außerdem war die Geräuschkulisse so laut, dass man da kaum was regulieren kann. Die Gegend ist sehr schallintensiv, so dass Rufe, Trommeleien und Musik widerhallt, also noch lauter wird. Das lässt sich nicht runterregeln, und die beiden Interviewpartner hätten sich dadurch auch nicht besser verstanden.
So hat diese Demo auch dafür gesorgt, dass ein vernünftiges Gespräch nicht zustande kam (okay, das gerade wollten die Demonstrierenden). Aber Moderator Markus Preiß hatte so auch kaum die Möglichkeit nachzuhaken oder auch kritischere Fragen zu stellen. Es fehlte einfach an Konzentration.
Andererseits konnte Alice Weidel die Situation ganz bequem für sich ausnutzen, sie musste dafür gar nichts tun. Wieder ist die AfD in der Opferrolle – auch das hat die Demo damit geschafft.
So ganz unschuldig ist aber auch die ARD nicht. Ja, sicher, das Sommerinterview findet immer auf der Terrasse am Reichstag statt, immer mal wieder gibt es da Geräuschkulissen, kurz wird es lauter.
Auch wenn die Ansicht schön und sommerlich wirkt – man hätte von vornherein überlegen können, die Sendung aus dem Studio zu machen. Da ist Ruhe.
Es hat eben auch fernsehtechnische Nachteile, wenn man so eine politische Talkshow draußen und öffentlich produziert – und das live und angekündigt. Am Sonntagnachmittag wurden sie uns vor Augen geführt.
Dennoch muss sich die AfD nun nicht als Opfer darstellen. Ansonsten kann Alice Weidel ja mal zu einem CSD in den Osten kommen, der von Naziaufmärschen bedroht ist. Da ist die Empörung der Leute, die sich aktuell empören, irgendwie nie so groß. Da geht es aber auch „nur“ um queere Rechte, und Alice Weidel ist ja auch nicht queer. Zwinker, zwinker.
-> Die Sendung in der ARD-Mediathek (bis 20. Juli 2027)
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