Spanien (3): Schlamm an den Sohlen

(2) -> 13.2.2025

Ich bin überredet worden, und ich hatte das überhaupt nicht auf dem Plan: eine Wanderung. Ich habe gerade mal ein paar Schuhe dabei, und das sind leichte Schuhe mit einer relativ glatten Sohle.
Aber dennoch: Ich bin mit den Jungs mitgefahren, irgendwie haben sie mich das sehr freundlich reingequatscht.

Wir fahren in die Nähe von Las Palmas auf einer schmalen Straße die Berge hoch. In Balcon de Telde soll unser Wanderweg beginnen.
Er nennt sich „Cascada Pequeña – Tunnel aus hohem Gras. Runde von Las Vegas“. Man läuft 140 Minuten, der Weg ist 6,65 Kilometer lang, es geht 360 Meter nach oben und auch wieder nach unten. Oder andersrum.
Was ich erst im Nachhinein erfahren habe: Der Weg wird als „mittelschwer“ angepriesen. Das hat man mir verschwiegen.

Es begann relativ entspannt, und das Gute war, dass es keine stumpfe Wanderung auf einer glatten Straße war. Wir liefen durch die Natur. Kurvig, ganz leicht bergig. Durch kleine Waldstücke, entlang eines kleinen Flusses. Manchmal musste man ein bisschen klettern.
Ich fand das gut, weil es abwechslungsreich war, und weil man sich durchaus konzentrieren musste. Ich wollte nicht umknicken oder irgendwo reinfallen. Immer wieder ging es über das Flüsschen.

Wir liefen durch meterhohe Schilf, durch einen regelrechten Märchenwald, wo man teilweise gebückt durch Tunnel laufen musste. Zwischendurch sahen wir einen kleinen Wasserfall.

Das Wetter war mittelmäßig. Hier, in den Bergen, sammelten sich die Wolken. Ein leichter Nieselregen lag immer wieder über uns. Für mich war das ein Problem, weil der Weg dadurch rutschiger wurde. Mit meiner glatten Sohle durchaus nicht so angenehm.

Irgendwann war die Hälfte erreicht, und ich dachte, dass es weiter so entspannt blieb. Es war zwar anspruchsvoll, aber machbar.
Dann aber ging es immer wieder steil bergauf. Meine Kondition ließ spürbar zu wünschen übrig. Nach Atem ringend stapfte ich die schmalen Wege hoch. Meine Begleiter warteten immer wieder auf mich, und zwischendurch gönnte ich mir eine Orange.
Die Vegetation änderte sich wieder. Rechts und links wuchs Klee, und irgendwann waren wir auf einer Art Plateau, auf dem Kakteen wuchsen.

Als wir eine Straße erreichten, dachte ich, ich sei aus dem gröbsten raus, ich hatte mich langsam wieder vom Aufstieg erholt.
Aber weit gefehlt. Relativ bald ging es wieder runter von der Straße. Wir liefen wieder auf einem unbefestigtem Weg. Ich hatte irgendwie das Gefühl, etwas Weiches an der Sohle zu haben. Ich befürchtete, in Scheiße getreten zu sein – aber es war Lehm, der sich auf merkwürdige Weise unten an meiner Sohle „türmte“. Zu laufen wurde also noch schwieriger, denn der Weg wurde steiniger. Steinig im Sinne von, dass wir auf großen Steinen rumkraxelten.

Einmal rutschte ich aus und landete auf meinem Hintern. Inzwischen musste man schon genau hinschauen, um den Weg zu finden, denn wir waren offenbar auf den höchsten Stellen des Wanderweges angelangt. Auf einem Steinplateau stoppte ich. Ich hatte meine Jungs verloren.
Ich schrieb in die WhatsApp-Gruppe und bekam zur Antwort einen Live-Standort – was irgendwie keinen Sinn machte. Denn ich sah mich um und wusste nicht mehr genau, wo ich eigentlich lang soll.
Irgendwann erblickte ich jemand und machte mich langsam wieder auf den Weg, ich kraxelte nach unten und bemerkte, dass ich jemandem folgte, den ich gar nicht kannte. Ein Typ mit seiner Familie verschnaufte auf dem Weg.

Ich sah in der Ferne dann aber doch noch einen meiner drei Mitwanderer. Als ich sie einholte und einer von ihnen gleich weiter wollte, musste ich ihn mal kurz anschnauzen.
Aber wir hatten dann auch das Ende des Weges erreicht. Kurz vor Schluss saßen wir noch an einem Bewässerungskanal, ließen dort die Füße baumeln – und versuchten unsere Schuhe zu waschen. Die waren ziemlich dreckig geworden.

Wir haben gut dreieinhalb Stunden gebraucht, was natürlich vor allem an mir lag. Aber ich glaube, das hat mir keiner übel genommen.
Für mich war das eine echte Herausforderung, die ich letztlich irgendwie gemeistert habe. Auch wenn ich zeitweise aus dem letzten Loch gepfiffen habe. Auch hat das dazu geführt, dass ich die eigentlich tolle Landschaft viel zu wenig genießen konnte. Ich war im Tunnel, in dem es nur darum ging, heil anzukommen. Was mit meinen Schuhen nicht so einfach war.
Im Auto schlief ich erst mal gleich ein.

Es war eine Tortur. Aber es war auch gut. Und ich habe nicht gekniffen. Mission erledigt.


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