Vom 3. März bis 30. Juni fährt die Regionalbahn 54 nicht nach Löwenberg –
Strecke wird für Umleitungsverkehr aufwendig saniert
MAZ Ostprignitz-Ruppin, 13.2.2025
Rheinsberg.
Jetzt geht alles ganz schnell: Schon am 3. März 2025 wird die Bahnstrecke zwischen Rheinsberg und Löwenberg voll gesperrt – für fast vier Monate. Die Regionalbahn 54 wird während dieser Zeit nicht fahren.
Das ist am Dienstagabend bei einer Informationsveranstaltung in der Sporthalle an der Rheinsberger Oberschule bekanntgegeben worden. Mit nicht ganz 20 Besuchern sei das Interesse einerseits „überschaubar“, so Ralf Böhme von der Regio Infra Nord-Ost GmbH & Co. KG, die die Strecke betreibt. Andererseits sei es dennoch eine Überraschung, dass die Leute nicht „zahlreich erschienen seien“.
Eigentlich ist die Bahnstrecke zwischen Löwenberg und Rheinsberg beziehungsweise zwischen Löwenberg, Herzberg, Alt-Ruppin und Neuruppin nur eine Nebenstrecke. Aber durch die Sanierung der Bahnstrecke Berlin-Hamburg bekommt sie ab August eine hohe Bedeutung. Auch, weil gleichzeitig am Streckenabschnitt zwischen Neuruppin und Kremmen gebaut werde.
Für den Umfahrungsverkehr muss der Abschnitt nach Löwenberg deshalb ertüchtigt werden. Dafür investiert die Regio Infra 13 Millionen Euro in das Projekt. Das Geld entstammt Mitteln des Bundes, wie Ralf Böhme sagte.
Die Zeit drängt, denn Anfang August muss spätestens alles fertig sein. Denn auf der Strecke zwischen Neuruppin und Löwenberg soll jede Stunde der Prignitz-Express RE6 in beide Richtungen rollen. Dazwischen muss sich die RB54 von Löwenberg nach Rheinsberg und zurück einordnen.
Auch in der Nacht wird es Zugverkehr geben. In der ersten Nachthälfte sollen drei Güterzüge aus Löwenberg in Richtung Neuruppin und weiter in Richtung Prignitz rollen. In der zweiten Nachthälfte sollen drei weitere Güterzüge wieder zurückfahren.
Das bedeutet für die an sich kleine Nebenstrecke eine ziemlich hohe Auslastung – viel mehr geht eigentlich kaum. Regionalzüge umfahren damit die Baustelle bei Kremmen. Die Güterzüge fahren über diese Strecke Materialien zur Baustelle an der Strecke Berlin-Hamburg. Außerdem rollen Güterzüge zum Ausbesserungswerk der Bahn nach Wittenberge und zur Firma Swiss Krono nach Heiligengrabe.
Dafür müssen der Oberbau auf der Bahnstrecke zwischen Löwenberg und Neuruppin sowie ausgewählte Durchlässe erneuert werden. In den Bereichen Herzberg und Alt Ruppin erfolgen Arbeiten an den Weichen.
Damit die Züge entlang der Strecke eine höhere Geschwindigkeit fahren können, müssen zudem Bahnübergänge technisch aufgerüstet werden. Dazu gehört auch ein Bahnübergang bei Grieben, der in der Vergangenheit durch schwere Unfälle in die Schlagzeilen geraten war. Auch bei Gildenhall, Wulkow, Alt Ruppin und Herzberg sind Erneuerungen an den Übergängen geplant.
Für die Bahninfrastruktur bedeuten die geplanten Arbeiten einen Quantensprung, danach herrschen moderne Standards. Ralf Böhme von der Regio Infra sagt dazu auch, dass das nur durch die Notwendigkeit der Umfahrung möglich geworden sei.
Die Frage ist allerdings, was passiert mit der modernen Strecke, wenn im Mai 2026 die Berlin-Hamburg-Baustelle abgeschlossen ist. Fährt dann wieder kein Zug mehr zwischen Neuruppin, Herzberg und Löwenberg? Bernd Arm vom Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) verweist in dem Zusammenhang auf die Politik – die müsse dann entscheiden, ob es dort wieder Zugverkehr gibt. „Stillgelegt ist die Strecke nicht, auch jetzt fahren dort ab und zu Güterzüge“, stellte er jedoch klar.
Für die Menschen in Rheinsberg bedeuten die Bauarbeiten vom 3. März bis 30. Juni aber, dass die RB54 nicht fährt – stattdessen sind Busse unterwegs. Rheinsbergs Bürgermeister Frank-Rudi Schwochow (BVB/Freie Wähler) kritisiert das. „Ich kann nachvollziehen, warum Sie das machen“, sagte er am Dienstagabend.
Was aber schwierig sei, dass gerade erst der Fahrplan erweitert worden sei. In der Vergangenheit sei das Angebot immer wieder erweitert und gekürzt und wieder erweitert worden. „Aber es fehlt Verlässlichkeit“, so Schwochow weiter. Er wünschte sich, dass der VBB mehr Werbung für die Strecke mache, wenn sie wieder ans Netz gehe. Gerade in Hinblick auf den Tourismus im Ort.
In diesem Zusammenhang machten mehrere Gäste in der Rheinsberger Turnhalle darauf aufmerksam, dass es gerade für Touristen schwierig sei, mit dem Ersatzverkehrsbus nach Rheinsberg zu kommen. Angeregt worden ist, einen Anhänger an den Bus zu koppeln – für Fahrräder.
Für Kritik sorgte auch, dass es am Bahnhof in Rheinsberg keine aktuellen Informationen zum Zugverkehr gebe. Zwar würden – wohl etwas versteckt – Fahrpläne ausgehangen, aber wenn Züge ausfallen, dann würden das die wartenden Menschen auf dem Bahnhof nicht wirklich erfahren.
Ralf Böhme von der Infra Regio sagte, er wolle sich darum kümmern – beziehungsweise das sei für die Zukunft wohl sowieso geplant.
Denn, auch wenn das bei der Infoveranstaltung nur ein Randaspekt war, auch die Strecke zwischen Rheinsberg und Herzberg muss irgendwann noch saniert werden. Einen Termin dafür gibt es derzeit nicht. Dann aber wird die Strecke sicherlich erneut stillgelegt. Aber das ist noch Zukunftsmusik.
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