In Bärenklau ist am Sonntag ein sehr engagierter Mensch gestorben – Willy Brandt war sein Vorbild – Würdigungen von Landrat und Bürgermeister
MAZ Oberhavel, 21.1.2025
Bärenklau.
„Manchmal glaubt man’s gar nicht, mit jedem Jahr wird man älter, vergeht die Zeit schneller.“ Als Karsten Peter Schröder das in einem Gespräch mit der MAZ sagte, wurde er 60. Er sah das als Signal, die Zeit zu nutzen, die man noch habe.
Er nutzte die Zeit. In der Kommunalpolitik. In den Vereinen. In seinem Bärenklau. Im Leben. Jetzt ist er gestorben. Karsten Peter Schröder wurde 68 Jahre alt, er starb am Sonntag, 19. Januar, in Bärenklau – nach langer, schwerer Krankheit.
Was er in seinem Leben alles geleistet hat – das lässt sich fast gar nicht zusammenfassen. Er war Mitbegründer der SPD in Bärenklau und damit in Oberkrämer. Lange war er SPD-Vorsitzender in Oberhavel. Er war Bürgermeister, später Gemeindevertreter, Mitglied des Kreistags, war von 2008 bis 2019 Kreistagsvorsitzender.
„Mit Karsten Peter Schröder verlieren wir nicht nur einen überzeugten Sozialdemokraten, sondern einen Oberhaveler der ersten Stunde“, sagt Landrat Alexander Tönnies. Er habe sich „jahrzehntelang von ganzem Herzen für unsere Region und die Menschen, die hier wohnen, engagiert“.
Der Bärenklauer war Feuerwehrmann, er kümmerte sich um das alte Feuerwehrdepot im Dorf, um die Kriegsgräberfürsorge, und er war Fördermitglied im Chor.
In Bärenklau war er tief verwurzelt. Geboren wurde er am 21. März 1956 – allerdings in Hennigsdorf. „Mein Makel“, sagte er mal scherzhaft. Eigentlich sollte er ein Mädchen werden, erzählte er im MAZ-Interview zu seinem 60. Geburtstag 2016. Seine Eltern hatten aus ihren ersten Ehen je einen Sohn mitgebracht. „Bis ich in die Schule kam, wurde ich auf Mädchen getrimmt.“
Er lernte in Bärenklau, Velten und Hennigsdorf. Zum Abitur hatte es nicht ganz erreicht – die Mathematik hatte ihm das verhagelt. Das Abschlusszeugnis der 10. Klasse bekam er erst drei Wochen nach Ferienbeginn – weil er bei der Zeugnisausgabe kein FDJ-Hemd anhatte.
Er lernte den Elektrikerberuf, später wurde er Elektromaschinenbauer. Er arbeitete im Hennigsdorfer Stahlwerk, später bei einer Metallaufbearbeitungsfirma in Velten – bis zur Wende. Die änderte alles in seinem Leben.
Als sich Anfang 1990 in Bärenklau ein CDU-Ortsverein gründete, überlegte er. War die CDU die richtige Partei für ihn? Willy Brandt von der SPD sei eher eines seiner politischen Vorbilder gewesen. „Er war der Grund, mich mit der SPD zu identifizieren“, erzählte er 2016. In seinem SPD-Büro hing ein großes Porträt von Willy Brandt.
Im Bärenklauer Dorfkrug gründete sich wenig später die SPD-Ortsgruppe. Schröder wurde der Vorsitzende. Die Nachwendezeit war sein Einstieg in die Politik. „Wir wollten gemeinsam was für Bärenklau erreichen“, erzählte er. 1992 wurde er Bürgermeister.
Als der damalige Landrat Karl-Heinz Schröter im Dezember 1990 den Sprung in den Bundestag schaffte, wurde Schröder einer seiner Mitarbeiter. Es sei keine einfache Zeit gewesen. „Da saßen 40 Leute auf dem Flur, alle waren verunsichert, weil man ihnen ihre Grundstücke wegnehmen wollte.“
Bis 2002 arbeitete Schröder für Bundes- und Landtagsabgeordnete – und pflegte dann seinen Vater. „Er war ein schwerer Pflegefall. Das mitzuerleben, ist schlimm, es ging dann auch nicht mehr zu Hause.“ 2004 nahm er die Arbeit wieder auf, vier Jahre danach ist er Vorsitzender des Oberhavel-Kreistages geworden.
Sein Credo: Egal, wer kommt, es ist immer eine Herausforderung. Angst vor neuen Aufgaben habe er nie gehabt – sagte er mal, auch wenn die Zeiten rauer wurden. „Es gibt manchmal Fragen, wo es schwerfällt, Antworten zu geben. Nicht, weil es keine gibt, sondern, weil diese nicht gehört werden wollen.“ Menschen nach dem Mund reden, das wollte er nie.
Karsten Peter Schröder hinterlässt eine Tochter, seit 2014 war er zum zweiten Mal verheiratet. „Es war ein Glücksfall, eine Frau zu finden, die das alles mitmacht“, erzählte er zwei Jahre nach der Hochzeit. Seine vielen Ehrenämter waren seine Hobbys, für mehr blieb keine Zeit. Höchstens: „Gerne mal Niveauloses im Fernsehen.“
„Er war überall dabei“, erinnert sich Bärenklaus Ortsvorsteherin Gundula Klatt. „Aber die Feuerwehr war das Allerwichtigste, das war sein eigentliches Leben neben der Politik.“ Peter Schröder – viele kannte ihn nur als Peter oder schlicht als „KPS“ – sei immer zur Stelle gewesen. „Er hat sich immer eingebracht“, sagt Oberkrämers Bürgermeister Wolfgang Geppert. Sei es die Beleuchtung von Buswartehäuschen, die Verkehrsschule in der Kita oder die Bücherbox. Überall hatte er seine Hände im Spiel. Vielen wird die Erbsensuppe aus seiner Gullaschkanone fehlen.
Für sein außergewöhnliches und vielseitiges ehrenamtliches Engagement erhielt Karsten Peter Schröder zahlreiche Auszeichnungen, so beispielsweise im März 2024 den Ehrenamtspreis seiner Gemeinde Oberkrämer.
„Ihm gebührt mein tiefer Respekt“, so Landrat Alexander Tönnies. „Zugleich bin ich mit meinen Gedanken bei allen, die auch um ihn trauern. Mein Beileid gilt ganz besonders seiner Familie und seinen Freunden.“
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