SA 30.11.2024 | 20.00 Uhr | Das Erste

Es geht mal wieder ein Ruck durch Deutschland. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen hat sich mal wieder einen Skandal geleistet! Ein ungeheurer Vorgang!
Bei der Tagesschau haben sie die Anrede zu Beginn der Sendung verändert. Die Sprecherinnen und Sprecher sagen jetzt nicht mehr „Guten Abend, meine Damen und Herren, ich begrüße Sie zur Tagesschau!“
Die Damen und Herren lassen sie jetzt weg, und jetzt hießt es nur noch „Guten Abend, ich begrüße Sie zur Tagesschau!“

Natürlich ist es die „Bild“, die ein großes Ding daraus gemacht hat, und natürlich sind viele anderen Nachrichtenportale nachgezogen, denn diese Klicks möchte man ja auch abgreifen.
Man wirft der Tagesschau vor, auf der ach so woken Welle mitschwimmen zu wollen, und es gehe ja mal gar nicht, dass die Damen und Herren jetzt nicht mehr explizit gegrüßt werden.

Ein Gutes hat dieses laue Lüftchen im Wasserglas: Es zeigt, dass die Tagesschau um 20 Uhr noch immer die wichtigste Fernsehsendung des Tages ist. Sonst hätte sie diese Aufmerksamkeit nicht, und kaum jemand würde es interessiert, wer da wen wie begrüßt.

Die 20-Uhr-Tagesschau ist längst nicht mehr so steif wie früher. Inzwischen gibt es zwei Kamerapositionen, ab und zu, bei den leichteren Themen am Ende, sind die Sprechertexte auch nicht mehr so gestelzt. Man nähert sich der Alltagssprache an, und das behutsam.

Und seien wir mal ehrlich: Damen und Herren – das ist schon sehr antiquiert. Nicht wegen des Genderns, aber wer spricht denn im normalen Leben noch davon, eine Dame oder ein Herr zu sein? Höchstens irgendwelche Herrenmenschen, die eh irgendein Problem haben.
Deshalb ist die Anrede durchaus verzichtbar, und überhaupt könnten die Sprecherinnen und Sprecher gern individueller werden. Sie könnten auch sagen: „Schönen guten Abend!“ Denn wie die Sendung heißt, erfährt man ja unmittelbar im Vorspann, da wird es schon gesagt. Möglich ist auch: „Guten Abend, ich begrüße Sie!“ Oder auch nur „Ich begrüße Sie!“

Aber klar, wir haben keine anderen Probleme als so eine alberne Scheindiskussion zu führen.

-> Die Sendung in der ARD-Mediathek