(1) -> 15.8.2016
Der Circle hatte einen Plan: völlige Offenheit. Absolute Transparenz. Inzwischen wurde aus Circle, dem größten Suchmaschinenanbieter der Welt, durch eine Fusion mit dem größten Social-Media-Anbieter der Welt eine Firma namens Avery. Gepaart mit dem größten Onlineversandhaus hat Every ein Monopol, das unvorstellbar ist.
Delaney Wells war mal Försterin, und eigentlich steht sie Every kritisch gegenüber. Und doch fängt sie bei dem Mega-Unternehmen an. Ihr Ziel: Sie will Every sabotieren. Sie will das Unternehmen in die Knie zwingen. Und das, in dem sie sich immer umgreifendere Ideen ausdenkt, die Every immer mehr Macht gibt – in der Hoffnung, dass die Menschen aufwachen und den Wahnsinn erkennen. Blöd nur: Das passiert nicht.
War es schon bei Teil 1 „Der Circle“ durchaus beklemmend, welche Zukunftsvision Dave Eggers sich ausgedacht (wobei: So weit hergeholt war das ja alles nicht), so holt er nun zum Rundumschlag aus. In „Every“ zeigt er eine Zukunftsvision auf, die mehr Sicherheit zu bringen scheint, mehr Umweltschutz, mehr Gesundheit – die aber auf einer vollkommenen Überwachung beruht.
Im Laufe der fast 600 Seiten versucht der Autor, alle Lebenslagen, in denen Every mitmischt, zu beschreiben.
Every überwacht nicht nur alles, was wir tun. Es wird gescannt, wo wir hinschauen, um dann zu erkennen, ob wir lüsterne Blicke geworfen haben – was bestraft wird. Es wird auch komplett überwacht, was wir sagen und denken. Und weicht das von der Norm ab, kommt es zum Streit – dann steht die Polizei vor der Tür.
Es wird nichts mehr exportiert, weil das umweltschädlich ist, Reisen gibt es nicht mehr, und wenn sind die Leute extrem empfindlich auf alles, was irgendwie unangenehm ist. Zu letzterem Punkt gibt es ein großartiges wie erschütterndes Kapitel darüber, wie eine Exkursion vollkommen zum Desaster wird.
Durch die ganzen Exkurse und Zukunftsüberlegungen wirkt der Roman zwar über weite Strecken sehr technisch. Dennoch ist der Roman als Ganzes sehr interessant – und angsteinflößend. Denn er zeigt auch, wie sich die Menschen durch diese technischen Entwicklungen verändern – nicht zum Guten.
Dave Eggers: Every
KiWi, 588 Seiten
7/10