Vogelsang hatte mal sehr viele Gleise – viel ist davon nicht übrig – heute ist das Areal sehr „naturnah“
MAZ Oberhavel, 26.9.2024
Vogelsang.
So naturnah ist vermutlich kein Bahnhof in Oberhavel. Vogelsang gehört zur Stadt Zehdenick. Der kleine Ort und der Bahnhof liegen kurz vor der Grenze zur Uckermark, und in früheren Zeiten lagen das Dorf und der Bahnhof auch mal im Landkreis Templin.
In Vogelsang hält einmal pro Stunde die Regionalbahn 12, die in Richtung Norden nach Templin fährt und in Richtung Süden nach Zehdenick, Löwenberg und Oranienburg und Berlin-Ostkreuz.
Der Parkplatz ist klein, er liegt direkt an der B109, was es bei etwas dichterem Verkehr auch nicht so einfach macht, mit dem Auto rückwärts rauszusetzen, wenn man vorher vorwärts geparkt hat. Vermutlich werden den Bahnhof nicht so viele Leute nutzen, Vogelsang hat gerade mal etwa 70 Einwohner.
Wer zum Bahnsteig läuft, wird ahnen, dass der Bahnhof Vogelsang in früheren Jahren mal eine ganz andere Bedeutung hatte. Nach dem Zweiten Weltkrieg und bis 1994 war der Ort ein militärischer Standort der sowjetischen Streitkräfte.
Dementsprechend groß waren der Bedarf und die Fläche des Bahnhofes, das ist heute nur noch zu erahnen. Alte Gleispläne besagen, dass in den Hochzeiten im Bereich des Bahnhofes sieben parallel liegende Gleise lagen. Insgesamt gab es in dem Bereich sogar elf Gleise.
Viel ist davon nicht mehr übrig, ein ehemaliger Mittelbahnsteig ist noch zu sehen, er wird aber nicht mehr genutzt. Es gibt zwei Gleise, aber heutzutage wird nur noch das Gleis am Bahnsteig mit dem alten Bahnhofsgebäude angefahren.
Dieser eine Bahnsteig ist naturnah – teilweise eine Rasenfläche, an anderen Stellen besteht er aus befestigtem Sand. Und, das ist sicherlich wirklich einzigartig: Es gibt Maulwurfshügel auf dem Vogelsanger Bahnsteig. Ansonsten besitzt „Vogelsang (Kr. Oberhavel)“, so die offizielle Bezeichnung, die Mindestausstattung. Dort steht eine digitale Anzeige, auf der mögliche Fahrplanänderungen oder Verspätungen angezeigt werden.
Wer möchte, kann sich in einem Unterstand aufhalten, man kann sich dort auch hinsetzen. Das kleine Häuschen ist leicht beschmiert. Die Informationen, die dort befestigt sind, sind allerdings kaum noch lesbar. Angesichts der Abgeschiedenheit des Bahnhofes kann man auch nicht davon ausgehen, dass es dort irgendeine Versorgung gibt. Auch eine Toilette ist nicht vorhanden, ebenso wenig ein Ticketautomat. Wer ein Ticket möchte, muss es vorher online kaufen oder direkt im Zug. Immerhin ist der Bahnsteig barrierefrei erreichbar, ein schmaler, unbefestigter Weg führt zum Parkplatz an der Bundesstraße dorthin. Ein altes Hinweisschild, auf dem auch eine historische Lok zu sehen wird, weist den Weg.
In der Regel ist der Bahnhof in Vogelsang ein relativ stilles Plätzchen, wenn nicht gerade ein Zug ankommt oder losfährt. Wer auf dem Bahnsteig wartet, hört die Vögel zwitschern und die Bäume rauschen.
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