MO 09.09.2024 | 20.15 Uhr | Sat.1
Eigentlich besucht Reporter Paul Ronzheimer vor allem Kriegsgebiete. Er war und ist viel in der Ukraine unterwegs, zuletzt auch in Israel.
Für seine neue Sat.1-Reihe „Ronzheimer – Wie geht’s, Deutschland?“ hat er sich nach Thüringen begeben. Und das ist, wenn man sich das alles so anschaut, ein gesellschaftliches Kriegsgebiet.
Es sind erschreckende Momente, auch wenn wir sie in dieser Form nicht das erste Mal sehen. Ronzheimer ist bei einem AfD-Unterstützer in der Küche zu Gast. Der Erfurter erzählt, dass Flüchtlinge in Flugzeugen direkt in Erfurt landen würden. Ronzheimer will wissen, woher er das habe. Der Erfurter antwortet, das sei beim Wahlkampfauftakt der AfD gesagt worden, und er glaube den Leuten mehr als dem Reporter. Glaube er der AfD nicht, könne er den Alltag in der Partei nicht leben.
Dass bei Höcke auf einem Plakat in seiner Sonnenbrille Flugzeuge zu sehen sind, begründet der Erfurter damit, dass es ja ein Sommerfest sei, und da könne man auch reisen.
Was daran erschreckend ist, ist, dass er das alles voller Ernst erzählt und das alles wirklich glaubt.
Später wollte sich Ronzheimer mit Menschen unterhalten, die bei AfD-Demos oder auf Demos sind, die von anderen Rechtsextremen angemeldet worden waren. Es war fast nicht möglich. Eine Frau schrie ihn quasi an, ein Mann drohte damit, dass man den Journalisten später bestrafen werde.
Es sind Leute, die angeblich für Meinungsfreiheit demonstrieren. Dabei meinen sie ausschließlich ihre Meinung.
Diskutieren ist nicht möglich, die Leute wirken wie von Sinnen, gefangen in einer Wir-haben-Recht-Blase.
Später versuchte Ronzheimer, mit Björn Höcke ein Interview zu führen. Der ignorierte ihn erst, später lachte Höcke und meinte, Ronzheimer sei therapiebedürftig. Höcke redet eben am liebsten mit sogenannten Journalisten aus der rechtsextremen Blase.
Viel zu kurz gekommen ist in dieser traurigen Doku, dass Wladimir Klitschko bei einer kleinen Diskussionsrunde auftauchte, um mit den Leuten zu diskutieren, von denen einige forderten, keine Waffen mehr an die Ukraine zu liefern. Das war eigentlich die wichtigste Sequenz in der Doku, aber leider wurden scheinbar nur Bruchteile davon gezeigt.
Denn dieser Moment war es, der vielleicht die Menschen dort und auch uns Zuschauer irgendwie weiterbringt, eine Erkenntnis bringt.
Die vielen Interviews mit Menschen, die in keinster Weise mehr zu erreichen sind, die sind zwar bedrückend, aber die bringen uns eher wenig weiter.
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