SA 22.06.2024 | 20.15 Uhr | rbb
Eine Viertelstunde. Ein einfacher Rhythmus in Endlosschleife. Beginnt ganz sanft. Schaukelt sich immer mehr auf. Immer wieder dieser einfacher, selber Rhythmus, nur kräftiger, voller. Und am Ende die Explosion – und Aus.
Das ist der „Boléro“ von Maurice Ravel. An sich ein sehr einfaches, aber dann doch ein mitreißend-kraftvolles Stück. Es wurde am Sonnabendabend auf der Berliner Waldbühne aufgeführt. Die Berliner Philharmoniker spielten es bei ihrem Open-Air-Konzert, live übertragen vom rbb und von 3sat.
Es ist wahnsinnig faszinierend, das Orchester bei diesem Lied zu beobachten. Mit welcher Freude die Musizierenden dabei sind, wie auch sie im Laufe des Stückes immer kraftvoller ihre Instrumente spielen.
Als Zuschauer wippt man mit, es dauert auch nicht lange, bis der Rhythmus des Stückes im Blut ist.
Kennengelernt habe ich das Stück in einem Spielfilm. In Blake Edwards „Zehn – Die Traumfrau“ von 1979 – ich muss ihn in den frühen 90ern auf dem damaligen N3 gesehen haben – gibt es eine Szene, in der ein Mann, der seine Frau mit einem jungen Model betrügt, verführen will. Das heißt, irgendwie will sie ihn eigentlich verführen – sie wollen es beide. Sie legt Ravels „Boléro“ auf, und dabei haben sie Sex. Denn der „Boléro“ gilt auch als musikalisch-erotischer Tanz, oder als, nun ja, „Bumsmusik“.
Wer das am Sonnabend im rbb oder live in der Waldbühne miterlebt hat, wird vermutlich nichts ans Bum…, na du weißt schon, gedacht haben.
Aber es war ein fantastischer Augenblick bei diesem Konzert. Als das Stück mit lautem Schlussgetöse endete, brandete riesiger Applaus auf. Völlig zurecht.
-> Die Sendung in der ARD-Mediathek (bis 22. Oktober 2024)
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