„Das hätte in einer Katastrophe enden können“

Ralph Keidel, Geschäftsführer der Bäckerei Plentz in Schwante, über den Schwelbrand, die Folgen und viel Hilfsbereitschaft

MAZ Oberhavel, 15.6.2024

Schwante.
Es hätte in einer Katastrophe enden können. Wären die Mitarbeitenden der Bäckerei Plentz nicht so aufmerksam gewesen, hätte aus Qualm ganz schnell ein vernichtendes Feuer werden können. So weit ist es glücklicherweise in Schwante nicht gekommen.

Es war der 7. Juni, ein Freitagmittag. Eigentlich war alles schon vorbereitet. Zur Landpartie sollte am Tag danach auf dem Dorfanger in Schwante das Erdbeerfest der Bäckerei Plentz stattfinden. Doch es sollte alles anders kommen. „Wir haben am Vormittag einen Ölgeruch wahrgenommen“, erzählte Ralph Keidel, Geschäftsführer der Bäckerei, am Donnerstag in einem MAZ-Gespräch. Es sei klar gewesen, dass eine kleine Menge Thermoöl ausgetreten sei. „Wir mussten aufpassen und auf die Suche nach dem Leck gehen, wir haben aber erst mal nichts gefunden.“
Gegen 11.30 Uhr aber dampfte es hinter dem Ofen ganz leicht. „Wie bei Zigarettenrauch.“ Da herrschte eine angespannte Stimmung, aber noch sei die Stelle nicht lokalisiert gewesen. Aber allen war klar: Tritt Öl aus, kann es sich bei hohen Temperaturen selbst entzünden. Der Rauch wurde unterdessen stärker, so stark, dass „wir entschieden haben, die Feuerwehr zu rufen“, so Ralph Keidel. „Und das im Bewusstsein, dass dann erst mal Action herrscht. Aber es war die richtige Entscheidung.“

Zwei Stunden habe die Feuerwehr gebraucht. Direkte Löscharbeiten seien aber nicht nötig gewesen. „Es wurde alles draußen abgelöscht.“ Die Öfen wurden geöffnet, Platten weggenommen. Dämmwolle habe geglimmt, sie könne sich bei Kontakt mit Sauerstoff entzünden. Durch die Belüftung habe sich die Dämmwolle überall im Raum verteilt. „Das hätte in einer Katastrophe enden können“, sagt Ralph Keidel.

Am Nachmittag stand dann fest: Das Erdbeerfest wird abgesagt. Über Social Media und die Medien sei darüber informiert worden. „Wir wollten damit auch allen die Sicherheit geben, dass niemand zu Schaden gekommen und das Haus nicht abgebrannt ist. Weil ja so einer Sache immer wieder Gerüchte entstehen.“ Am Freitagnachmittag begannen stattdessen die Aufräumarbeiten – und die Bestandsaufnahme. „Es war nicht klar, ob die gesamte Ofenanlage betriebsbereit ist“, erzählt Ralph Keidel. Die Backstube musste aufgeräumt und gesäubert werden. Mitarbeitende, auch Ehemalige, Freunde und Bekannte hätten sich in der Bäckerei gemeldet, um nachzufragen, ob Hilfsbedarf bestehe. „Das war wirklich toll.“

Auch die Amtshilfe sei recht unkompliziert gewesen. „Wir haben Kontakt mit dem Gesundheitsamt und der Lebensmittelüberwachung aufgenommen.“ Am späten Freitagnachmittag sei das nicht einfach gewesen, aber es habe geklappt. „Wir haben mit ihnen sehr gewissenhaft unsere Reinigungsarbeiten besprochen.“ Alle geöffneten Lebensmittel mussten entsorgt werden.

Schnell sei aber auch klar gewesen, dass am Sonnabend – am Tag nach dem Schwelbrand in Schwante – alle Plentz-Filialen öffnen können. „Wir hatten aber ein reduziertes Sortiment.“ Und es gab Hilfe von Kollegen. Die Bäckerei Exner in Beelitz lieferte 1200 Brote dazu. So konnten immerhin sechs verschiedene Sorten verkauft werden. „Wir haben ein gutes, kollektives Miteinander“, berichtet Ralph Keidel. „Am Ende halten wir zusammen.“ Diese Zusammenarbeit habe ihren Ursprung in der Corona-Pandemie.
In Zusammenarbeit mit dem Landkreis, der schnell für alle wichtigen Freigaben sorgte, konnte in der Nacht zu Sonnabend auch in Schwante gebacken werden, wenn auch nicht im gewohnten Umfang. „Was uns überwältigt hat, war der positive Zuspruch von den Kunden.“ Es habe nur wenige gegeben, die sich über das kleinere Angebot beschwert hätten.

Seit Montag läuft die Bäckerei wieder im Normalbetrieb. „In der Produktion ist die Belastung aber ein bisschen höher.“ Es gebe derzeit 20 Prozent weniger Backfläche, es müsse früher begonnen werden. Der Geschäftsführer hofft, dass in vier bis sechs Wochen alles repariert sei und dann wieder die volle Produktionsfläche zur Verfügung stehe. Der Zwischenfall in der Backstube habe auch was Gutes gehabt: „Das schweißt uns zusammen. In der Not werden Helden geboren“, so Ralph Keidel, der allen dankt, die am Freitag und in den Tagen danach geholfen haben, den Laden am Laufen zu halten.


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