Kleine schmutzige Briefe

Es ist wirklich empörend. Und auch irgendwie peinlich und unangenehm, beschämend geradezu.
Edith Swan (Olivia Coleman) bekommt immer wieder Briefe, in denen sie extrem obszön beschimpft wird. Mit bösartigen Schimpfworten ist da jemand, der sie niedermachen will. Edith weiß sich keinen anderen Rat, als die Sache bei der Polizei anzuzeigen.
Sie ist sich auch ziemlich sicher, wer ihr diese Briefe schickt. War es wirklich Rose Gooding (Jessie Buckley)? Es würde niemanden wundern, schmeißt sie doch ständig mit Schimpfwörtern und Obszönitäten um sich.
Es werden immer mehr Briefe, und irgendwann werden auch andere Leute im eigentlich beschaulichen englischen Küstenstädtchen Littlehampton per Post beleidigt.
Eine aber ist misstrauisch: Die Polizistin Gladys Moss (Anjana Vasan) glaubt nicht daran, dass Rose die Briefe geschrieben hat. Sie beginnt – ohne, dass sie es darf – eigene Ermittlungen.

Es ist ganz schön was los in dem kleinen Städtchen. Es ist das Jahr 1920, und da sind die Männer so oder so ziemlich pikiert vom Inhalt der Briefe. Und auch davon, dass Frauen sich rausnehmen, eine eigene Meinung zu haben.
Im Film „Kleine schmutzige Briefe“ von Thea Sharrock geht es um so viel mehr als um diese versaute Post.
Denn erzählt wird durch diese Briefe davon, dass viele Menschen einerseits verklemmt sind, aber andererseits davon träumen, aus ihrem Alltag auszubrechen. Ganz besonders führt uns der Film aber vor Augen, wie das Verhältnis zwischen Mann und Frau damals war. Frauen schienen wenig wert zu sein. Papa sagt, was die erwachsene Tochter zu tun hat. Die Herren in der Polizei trauen der Kollegin nichts zu – und so zieht sich das durch den Film.
Olivia Coleman spielt die Frau, die die Briefe bekommt, auf hervorragende Art. Sie scheint unter der Situation zu leiden, sie scheint auch Rose zu hassen, aber sie bewundert Rose auch für den Mut, so zu sein, wie sie ist und wie Edith vielleicht auch sein will.
Eine schöne Komödie und ein interessantes Sittengemälde.

-> Trailer auf Youtube

Kleine schmutzige Briefe
GB 2023, Regie: Thea Sharrock
Studiocanal, 100 Minuten, ab 12
8/10


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