Die VIVA-Story – Zu geil für diese Welt!

MO 11.12.2023 | 3.10 Uhr (Di.) | mdr-Fernsehen

Das waren noch Zeiten! Als das Fernsehen noch dafür sorgte, dass Musikschaffende Erfolg oder keinen Erfolg hatte.
Am 1. Dezember 1993 ging der deutsche Musikkanal VIVA auf Sendung. Schnell wurde VIVA und die Leute, die dort vor der Kamera standen zum Kult.

Zum 30. Geburtstag läuft in der ARD-Mediathek die 3-teilige Doku „Die VIVA-Story – Zu geil für diese Welt!“. In der Nacht zu Dienstag lief Teil 1 im mdr-Fernsehen.

Nilz Bokelberg, Markus Kavka und Collien Ulmen-Fernandes führen durch je eine Folge – mit den Anfängen, der ganz großen Zeit auch mit VIVA Zwei und dem langsamen Sterben des Senders.
Das alles hätte gern noch ein bisschen ausführlicher sein können, weil immer wieder das Gefühl herrscht, dass es ein wenig oberflächlich ist. Ähnlich wie bei der Echt-Doku geht es hier um Nostalgie, wobei hier weniger Gefühl aufkommt. Auch diese Doku lebt dennoch davon, dass viele alte Ausschnitte gezeigt werden.

„Die VIVA-Story“ zeigt aber auch, dass es solches Fernsehen heute gar nicht mehr gibt. Lange Programmstrecken, bei denen junge Menschen vor der Kamera stehen und machen können. Sie konnten sich austoben, sie konnten sein, wie sie waren, sie waren auf einer Wellenlänge mit den jungen Leuten von damals. Was bei VIVA gespielt wurde, wurde meist zum Erfolg.
Das ist mit dem Internet anders. Heute gibt es im Fernsehen abseits des Schlagers kaum noch Präsentationsmöglichkeiten für neue Musik, für Popmusik im Allgemeinen. Das findet heute auf Youtube statt, bei TikTok und vielen anderen Plattformen abseits der linearen Medien.
VIVA wurde nicht mehr so richtig gebraucht, einerseits. Aber vor allem wurde der Sender in den 2000ern vom Konkurrenten gekauft, die haben VIVA später abgewickelt. Silvester 2018 war Schluss.

Spannend zu sehen, ist, dass die allermeisten der damaligen VIVA-Stars auch heute noch mitunter sehr aktiv sind. Klaas Heufer-Umlauf erzählt, dass er jeden Tag in seinem Beruf von der VIVA-Zeit profitiere. Tobi Schlegl erinnert sich, welche Freiheit er damals hatte. Sehr interessant ist die Begegnung zwischen Collien Ulmen-Fernandes und Gülcan Kamps. Beide wirken anfangs seltsam steif, ihr Gespräch wirkt sehr aufgesetzt. Aber um so mehr sie Erinnerung schwelgen, desto mehr bricht das Eis, und schließlich müssen beide heulen.

VIVA ist insbesondere für die heute 40- bis 50-Jährigen – die die Anfangszeit erlebt haben -, aber auch für die um die 30-Jährigen eine Jugenderinnerung, ein wichtiger Teil des Lebens, damals ein regelrechter Musik-Kompass. Dass die Marke 2018 eingestampft wurde, ist bedauerlich.
Um so besser, dass diese Doku nun dran erinnert.

Dass sie mitten in der Nacht linear beim mdr versendet wird, hat vielleicht irgendwelche Abschreibungsgründe, dass sie vielleicht vor dem Jahreswechsel laufen muss. Am 6. Januar 2024 bekommt der Dreiteiler dann aber immerhin einen sehr viel besseren Sendeplatz im WDR.

-> Die Sendung in der ARD-Mediathek (bis 1. Dezember 2028)


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