Echt – Unsere Jugend

FR 08.12.2023 | 0.35 Uhr (Sa.) | NDR

Fünf Jungs, die in den 90ern Musik machten. Die damit Erfolg habe wollten. Und ihn dann auch hatten. Bis sie Ende 2002 plötzlich die Auflösung bekanntgaben.

Mehr als 20 Jahre danach ist die Band Echt noch mal ins Bewusstsein gerückt worden. Die Doku „Echt – Unsere Jugend“ ist seit November in der ARD-Mediathek verfügbar, und die ersten beiden Folgen liefen in der Nacht zum Sonnabend im NDR.
Damals haben die Jungs nämlich so ziemlich alles, was sie erlebt haben, mitgefilmt. Der damalige Frontmann Kim Frank hat für die 3-teilige Doku etwa 240 Videomaterial gesichtet, bearbeitet, zusammengeschnitten, eingeordnet und kommentiert.
Herausgekommen ist wahrscheinlich die Retro-Doku des Jahres.

Wir sind dabei, wie sich die fünf Jungs ins Abenteuer Popstar gestürzt haben. Sie war alle Jugendliche, Kim Frank war gerade mal 16, als 1998 das erste Album zum Erfolg wurde. Als sie ständig bei VIVA zu Gast waren. Als vor dem Hotelfenster Hunderte kreischende Mädchen standen.
Sie springen in den Hotelpool, sie reden übers Wichsen, sie diskutieren über das, was sie im Musikbusiness wollen und was nicht.

Die Einblicke sind spannend, und es ist auch berührend, wie die Pubertierenden mit all dem umgangen waren. Auch damit, dass sie bei einem Auftritt mit Gläsern beworfen worden sind. Dass sie geliebt und gehasst wurden. Dass sich „Bravo“ und Co. Storys teilweise ausgedacht haben. Dass jeden Auftritt mitnahmen, aber wo immer es ging, live spielen wollten.
Wir sind bei Streitigkeiten dabei und auch dann, wenn es persönliche Probleme gab. Gitarrist Kai verschwand mehrfach scheinbar ohne Grund. Dass da Depressionen eine Rolle spielten, sahen die Jungs nicht. Kim Frank ordnet das heute neu ein, und er ist selbst bestürzt darüber, dass sie damals niemand so richtig damit befasst habe.

Die Doku ist aber auch ein Rückblick auf die Medien Ende der 90er und Anfang der 2000er. Da sitzen die Jungs von Echt bei Margit vom Dr. Sommer-Team von „Bravo TV“ bei RTL II und müssen sehr intime Dinge besprechen. Da sitzt Kim Frank 2001 in der „Harald Schmidt Show“ bei Sat.1, und Schmidt bohrt auf eine penetrante Weise im Privatleben und zu politischen Ansichten nach. Beides tut aus heutiger Sicht weh, zu sehen.

Am Ende sehen wir, wie die fünf Männer heute aussehen, wie sie heute auf die damalige Zeit zurückblicken. Das Aus damals kam für uns plötzlich, aber die Doku zeigt, dass es ein Prozess war, der länger dauerte.

Kim Frank blickt in seiner Doku liebe- und würdevoll auf die Echt-Zeit zurück. Und auch durchaus schonungslos. Ganz nebenbei hören wie aber auch wieder die Musik von damals und stellen fest: Die allermeisten kennen wir, uns viele davon haben sich ins Gedächtnis eingebrannt.
Dass die Doku so ein Aufsehen erregt liegt daran, dass sie in die allgemeine Retrowelle fällt, die heute um die 40-Jährigen erinnern sich mit der Band an die eigene Jugend.

Warum die ARD diese Chance nicht nutzt und diese schöne Doku linear irgendwann in der Nacht im Dritten Programm versendet, ist allerdings auch wieder eines dieser merkwürdigen ARD-Rätsel.

-> Die Doku in der ARD-Mediathek (bis 22. November 2025)


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Eine Antwort zu „Echt – Unsere Jugend“

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