FR 18.08.2023 | Waldbühne Rügen, Bergen auf Rügen

An der Binzer Hauptstraße stand es auf diversen Aufstellern geschrieben: Dieter Bohlen kommt auf die Insel Rügen. Scheinbar war das Konzert ein paar Tage zuvor noch nicht ausverkauft, und mit 69 Euro im Vorverkauf ja auch nicht gerade preiswert (wobei, was ist heute schon preiswert?).

Ich war noch nie in der Waldbühne Rügen. Sie liegt in der Inselhauptstadt Bergen und ist ein echt lauschiges Plätzchen. Mitten im Grünen gelegen. Mit dem Shuttlebus ging es am Freitagabend vom Einkaufszentrum aus direkt bis vor den Eingang.
Was ich mich vorher gefragt habe: Wird es ein reines Playback-Konzert? Immerhin wissen wir ja alle, dass Dieter Bohlen jetzt nicht der beste Sänger ist, und mit 69 ist seine Stimme auch sicherlich nicht besser geworden.

Die Überraschung gleich am Anfang: Das Konzert ist nicht mal ansatzweise ausverkauft. Ich habe also nicht mal eine „Restkarte“ gekauft. Es wäre noch sehr viel freier Platz gewesen. Der von der Bühne aus gesehen rechte Publikumsrang ist erst gar nicht geöffnet worden, deshalb hat man vermutlich auch vor den Rang einen Merchandise-Strand aufgebaut. Der mittlere Rang war voll, der linke Rang vielleicht halbvoll.
Ich hätte gedacht, dass es voller wird. Aber vielleicht zieht Dieter Bohlen heute doch nicht mehr so viele Leute, wie ich dachte.

Ein DJ heizte die Leute an, was gut war, denn oft ist es ja bei solchen Konzerten so, dass vorher nichts passiert, aber in Bergen wurden die Leute auf diese Weise schon mal abgeheizt.

Bevor Dieter kam, trat erst noch Pia-Sophie auf. Wie wir erfuhren, war sie 2021 bei DSDS Fünfte. Ich konnte mich an sie nicht mehr erinnern. Als sie begann, zu singen, schauten wir uns im Publikum erst mal an: Die singt doch nicht live! Um warm zu werden, schien es, als ob sie erst mal nur playbackt. Immerhin hat sie später zum Playback mitgesungen, bei einigen Songs sang sie live.
Es war okay, aber letztlich ist es diese Art von Plastikpop mit Schubladentexten, auf die man nicht mehr wirklich wartet. Sie bringt trotzdem bald ein eigenes Album raus, vielleicht gelingt ihr ja damit ein bisschen Aufmerksamkeit.

Punkt 20.30 Uhr erschien Dieter Bohlen. Er hatte die gute Nachricht dabei, dass RTL nun doch auch „Das Supertalent“ fortsetzen würde. Und sein Buddy Bruce sei auch dabei, bei den Namen der weiblichen Jurymitglieder musste er selbst kurz überlegen, wie die heißen.

Was den Sound angeht, ist Dieter Bohlen wirklich clever. Denn natürlich singt er nicht allein. Mit ihm auf der Bühne war die ganze Zeit ein junger Sänger, der den Sound auf festere Fundamente setzte. Das klang dann im Gesamten sogar ganz okay. Dass Bohlen selbst eher schwach singt, fiel dann nicht weiter auf. Nur bei den ganz hohen Tönen – da war ich mir nicht sicher, ob da nicht ein Playback eingesetzt wird. Schade, dass Bohlen damit nicht transparenter umgeht. Er könnte es sich ganz sicher leisten, Witze über seine eigene Stimme zu machen, und dass ein 69-Jähriger nicht mehr so perfekt singt wie ein 40-Jähriger, ist ja auch erst mal nichts Schlimmes.

Bohlen und seine wirklich gute Band brachten die Modern-Talking-Klassiker, aber auch Bohlen-Hits, die er damals selbst geschrieben, aber nicht gesungen hat. So sang er Yvonne Catterfelds „Für dich“, Chris Normans „Midnight Lady“ und andere Hits. Die Leute gingen natürlich bei „Brother Louie“ oder „You’re my Heart“ am meisten ab.
Zwischendurch quatschte er mit dem Publikum in Bergen, und er holte auch zwei Frauen und zwei Männer nach oben, um ein Minicasting zu veranstalten.

Ich habe mir von diesem Abend, ehrlich gesagt, relativ wenig erwartet. Es war dann am Ende aber doch unterhaltsam und kurzweilig.
Bohlen meinte, er wolle noch mal auf Welttournee gehen. Vielleicht kommen ja anderswo mehr Leute zusammen als in der Bergener Waldbühne.