Royal Blue

SO 13.08.2023 | Amazon Prime Video

Einen Film vor Veröffentlichung gleich zweimal für den deutschen Markt umzubenennen, das schafft man vermutlich auch nur bei Amazon Prime Video.
Die Spannung war jedenfalls groß, als es hieß, dass Amazon den Roman „Royal Blue“ von Casey McQuiston verfilmen lassen würde. In Deutschland wurde er zunächst als „Red, White & Royal Blue“ angekündigt – so heißt auch der Roman im englischen Original. Dann gab man ihm plötzlich den deutschen Titel „Rot, Weiß & Königlich Blau“. Da die Fan aber richtigerweise darauf hinwiesen, dass niemand die Geschichte unter dem Titel kennt, hat Amazon den Film quasi Stunden vor Veröffentlichung in „Royal Blue“ umbenannt.

Die Story sorgte, als das Buch erschien, für Furore. Denn sie erzählt, dass sich der Sohn der US-Präsidentin und ein britischer Prinz ineinander verlieben und eine Affäre beginnen.
Der Stoff schrie quasi danach, dass Netflix eine Serie daraus macht. Deshalb herrschte erst mal Ernüchterung, als es hieß: Es wird „nur“ ein Film, und er läuft bei Amazon.
Dass es „nur“ ein Film geworden ist, sorgt dann auch in der Tat dafür, dass der Geschichte der Tiefgang fehlt, der in ein 459-Seiten-Buch nun mal passt.

Alles beginnt auf der Hochzeit von Prinz Philip (Thomas Flynn). Alex Claremont-Diaz (Taylor Zakhar Perez), der Sohn der ersten weiblichen US-Präsidentin, reist mit einer Freundin dorthin, durchaus auch in diplomatischer Mission. Allerdings gerät er dort in einen Streit mit Philips Bruder, Prinz Henry (Nicholas Galitzine) – so heftig, dass es für ein großes Aufsehen sorgt.
Alex‘ Mutter, US-Präsidentin Ellen Claremont (Uma Thurman) ist sauer. Für sie beginnt der Wahlkampf für eine zweite Amtszeit, und sie verlangt, dass sich Alex nicht nur bei Henry entschuldigt – sondern sie sollen der Welt zeigen, dass sie in Wirklichkeit befreundet sind.
Ja, und um Grunde kommt das auch so. Nur dass die beiden feststellen, dass sie sich wirklich mögen. Sehr.
Doch das darf natürlich niemand wissen. Zumal Alex für seine Mutter Wahlkampf macht, und einen schwulen Prinzen – so was gibt es doch gar nicht…

Was man dem Film zugute halten kann: „Royal Blue“ ist nicht misslungen. Der Film von Matthew Lopez trifft den durchaus heiter-lockeren Ton der Buchvorlage. Alex ist der Lebemann, Henry ist der Schüchtern-Verschlossene – zunächst. Diesen Gegensatz zeigt „Royal Blue“ gut, und auch das Versteckspiel, das dann beginnt.
Der Film ist lustig, ja, auch romantisch und eine ganz leichte Prise Spannung ist auch dabei.

Aber dennoch: Das eigentliche spannende Potenzial der Geschichte verschenkt der Film vollkommen. Denn im Buch wird erstaunlich detailreich erzählt, zu welchen diplomatischen Verwicklungen das alles führt. Während im Film der Coming-Out-Vorgang zwar für Henry schwierig ist – denn der König will sich darauf nicht so richtig einlassen, hätte man da viel mehr in die Tiefe gehen können. Denn gerade der König (Stephan Fry) ist enttäuschend blass, und eigentlich wäre hier eine Königin wirklich cooler und passender gewesen. Im Buch nimmt die US-Präsidentin Kontakt mit England und dem Königshaus auf. Die öffentlichen Reaktionen sind geradezu lapidar – so lapidar, dass das Filmende eigentlich nur überhastet und leider sogar unglaubwürdig wirkt, weil es dann doch fingerschnippartig dazu kommt, dass Henry in die USA fliegt, um Alex bei der Wahlkampfparty zu besuchen, was dann schon völlig selbstverständlich ist. Der steinige Weg dorthin, hätte großes Erzählpotenzial gehabt.

Mit „Royal Blue“ zog sich Amazon zwar einen Kultroman an Land, aber man hat es versäumt, der Story in einer Serie die Zeit einzuräumen, die sie gebraucht hätte. So ist der Film nett, gut anzusehen, aber letztlich viel harmloser als er hätte sein können. Das hätte Netflix besser gemacht.

-> Der Film bei Amazon Prime Video


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

2 Antworten zu „Royal Blue“

  1. ThomasS

    Nichts gegen Bücher und Filme, die soche Boy-2-Boy Affären zum Thema machen.

    Was mich stört, ist, dass die Filmindustrie jetzt auf diesen LGBTQ Zug aufspringt. Aber nicht aus Überzeugung, sondern einfach, weil es eine „Mode““ ist, die jede Menge Cash verspricht. Stört dich das gar nicht?

  2. RT

    Na ja, erstens ist das eine Behauptung, dass etwas nicht aus Überzeugung passiert. Und zweitens werden in der Regel Filme dann gemacht, wenn man sich von ihnen Gewinn verspricht. Egal, worum es inhaltlich geht.
    Insofern: Normal und – nein.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert