Entlaufene Löwin? Polizei im Großeinsatz

DO 20.07.2023 | 10.45 Uhr | rbb

Im Grunde müsste man über diese rbb-Sondersendung kein Wort verlieren, denn gesehen hat sie sowieso kaum jemand – zumindest im rbb selbst. Mit einem Marktanteil von 1,6 Prozent in Berlin-Brandenburg und unter 10.000 Zuschauern kann man nicht von einem Einschaltimpuls sprechen.

Aber einerseits muss man es dem rbb ja zugute halten, dass es diese Sondersendung überhaupt gab. Aber andererseits…

Mit einer Breaking-News-Sendung ging der rbb am Donnerstagvormittag live on Air: „Entlaufene Löwin? Polizei im Großeinsatz“ hieß sie.
Doch diese Sondersendung wirkte nicht wie vom großen öffentlich-rechtlichen Regionalsender, sondern wie vom kleinen Lokalsender, die es nun mal nicht besser können.

Anlass der Sendung war, dass gegen Mitternacht in Kleinmachnow ein Video gedreht worden war, auf dem angeblich eine Löwin zu sehen war. Nun herrschte großer Alarm im Ort – und alle hielten sie Ausschau nach einem Raubtier.

Wie schon die denkwürdig schlechte Sendung vom Karneval der Kulturen handelte es sich eigentlich um ein Social-Media-Format, produziert offenbar für Instagram und/oder Facebook und Youtube. Die Moderatorin war die ganze Zeit im Splitscreen zu sehen. Rechts von ihr lief immer wieder das nur wenige Sekunden lange Twitter-Video von der angeblichen Bärin. Beim rbb machte man sich nicht die Mühe (oder man hatte nicht die Leute dafür), das Video an der wichtigsten Stelle mal anzuhalten oder das Video mal zu vergrößern. Man hätte das Ganze ja mal genauer unter die Lupe nehmen können, immerhin war diese verschwommene Filmchen das einzige wirkliche Indiz für die Kleinmachnower Aufregung.
Später liefen im Splitscreen wahllose Passantenbefragungen, gern auch mal eine Befragung zweimal hintereinander – und links immer die lächelnde Moderatorin. Sie scheint eher selten vor der Kamera zu stehen, wie ein schüchternes Schulmädchen vor der Prüfung lächelte sie ins Rotlicht, wdelte mit den Armen, duzte dann auch das rbb-Publikum (nein, danke) und „ich haue dann mal raus“, worum es geht. Puh.
Breaking News beim rbb scheint man mit einem Jugendmagazin zu verwechseln.
Jemanden von der Polizei konnte man leider auch nicht sprechen – der rbb hat es nicht geschafft, jemanden ranzuholen. Schade eigentlich.

Mal abgesehen, dass die Sendung wirklich weh tat – gesehen hat sie ja dann auch kaum jemand. Offenbar ist der rbb in der Region nicht (mehr) die erste Adresse, wenn es darum geht, einzuschalten, wenn es Breaking News gibt. Am Abend war das Interesse dann immerhin sehr viel größer.

Am Freitag war übrigens klar: War wohl doch keine Bärin. Viel heiße Luft, und wenn man beim rbb ein bisschen besser gearbeitet hätte, dann wären die Zweifel auch am Donnerstagvormittag dort schon größer gewesen.

-> Die Sendung in der ARD-Mediathek (bis 27. Juli 2023)


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