Hass gegen Queer

MI 19.07.2023 | 22.55 Uhr | Das Erste

Akzeptanz gegenüber Schwulen, Lesben oder Transmenschen: Alles gut in Deutschland und Europa? In Deutschland ist die gleichgeschlechtliche Hochzeit erlaubt. Adoptionen sind ebenfalls möglich. In den vergangenen Jahrzehnten sind viele Rechte erkämpft worden.
Zeit, sich zurückzulehnen? Gute Zeiten für queere Menschen?

Die Zeiten ändern sich scheinbar wieder. Das zeigte am Mittwochabend eine eindrückliche Doku im Ersten. Der Titel ist schlicht, aber der Film zeigte genau das: „Hass gegen Queer“.

Der Dokumentarfilmer Tristan Ferland Milewski unterhielt sich für seinen Film mit Opfern von Gewalt gegen queere Menschen. Psychische Gewalt und physische.

Da ist der junge Mann, der von einem Menschen regelrecht terrorisiert wurde. Zwangsouting mit öffentlichen Plakaten, ständigen Belästigungen – und schließlich gab der zunächst Unbekannte sogar eine Todesanzeige auf. Davon erholt sich die Psyche des Geschädigten jedenfalls nicht so schnell.
Oder das lesbische Paar, das von einem Mann in der Tram belästigt und dann geschlagen worden ist. Während er sexuell beleidigende Dinge von sich gab.
Und viele Nachrichten kennen wir auch: Ein Transmann, der am Rande eines CSD zusammengeschlagen wurde – und später an den Verletzungen starb. Ein Mann, der von Jugendlichen verprügelt wurde, weil er seinen Freund umarmte.

Man könnte nun sagen, dass sich der Film ein paar Geschichten rausgepickt hat. Dass sich aber entsprechende Nachrichten von Überfällen, Schlägereien und Hasskriminalitäten häufen, ist bekannt.
Und gleichzeitig prügeln die Rechtsextremen im Bundestag verbal auf eine Abgeordnete ein, die eine Transfrau ist. Sprechen sie als „er“ an, verwenden ihren früheren Namen und sprechen ihr alle Rechte ab. Es ist widerwärtig.

Die Doku im Ersten brachte die Situation auf den Punkt – man muss zu dem Schluss kommen, dass sich da wieder etwas in die falsche Richtung bewegt. Weg von der Akzeptanz, zurück Werten, die als längst überholt und abgestanden galten.

Deshalb ist es auch richtig und wichtig, wenn Regierende zeigen, dass sie für Offenheit, Toleranz und Akzeptanz stehen – wenn die Regenbogenfahne am Bundestag oder auch vor Rathäusern hängt. Es ist gut, wenn die immer mehr von Hass gegen Queer betroffenen Leute sehen, dass sie Rückhalt haben. Und wenn sich sorgenfreie Heteros hinstellen und sagen, die Regenbogenfahne habe am Rathaus nichts zu suchen und sie würden ja auch Schwule kennen, die das ablehnen würden, dann haben sie mit Ersterem schlicht unrecht und bei Letzterem sind sie einfach nur anmaßend.

-> Die Doku in der ARD-Mediathek (bis 19. Juli 2024)


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