1990/91 waren in Deutschland die Manta-Witze total angesagt. Daraus entstanden 1991 gleich zwei verschiedene Manta-Filme, die nur in einem Abstand von einer Woche in die Kinos kamen: „Manta – Der Film“ und „Manta Manta“. Letzterer gilt, wenn man die „Lindenstraße“ außer Acht lässt, als der Durchbruch von Til Schweiger.
Lumpige 32 Jahre später kommt so etwas wie eine Fortsetzung: „Manta Manta – Zwoter Teil“. Der Film von 1991 hatte den rotzigen Charme des Ruhrpotts und traf den Manta-Zeitgeist ganz gut.
Dieser zweite, äh, zwote Teil hat dagegen nur sehr wenig Charme – aber vor allem: Er ist auf erschreckende Weise handwerklich schlecht.
Bertie (Til Schweiger) hat die Manta-Zeit hinter sich gelassen, er fährt auch keine Rennen mehr. Er betreibt eine Werkstatt – aber eigentlich ist er pleite. Von seiner Frau Uschi (Tina Ruland) ist er längst getrennt. Seine Tochter Mücke (Luna Schweiger), sein Sohn Daniel (Tim Oliver Schultz) bei Uschi und ihrem neuen Macker (Moritz Bleibtreu).
Um Geld aufzutreiben, will Bertie wieder an einem Autorennen teilnehmen, doch auch das stellt sich als schwierig heraus. Und dann soll er sich auch noch um seinen Sohn kümmern.
Wo soll man da nur anfangen? „Manta Manta – Zwoter Teil“ ist auf so vielen Ebenen misslungen. Drehbuch, Handlung, Soundtrack, Schnitt, schauspielerische Leistungen. Da liegt ganz, ganz viel im Argen – und es ist fast schon ärgerlich, diese groben handwerklichen Schwächen auf der Leinwand zu sehen.
Das Drehbuch, an dem sechs (!) Leute geschrieben haben, ist schwach. Und da geht es nicht mal nur um die lauen Witzchen. Oder um Szenen, die absolut überflüssig sind. Der Film beginnt mit zwei Dialogen zwischen Bertie und einem Typen von der Führerscheinstelle, die sich einen öden Schlagabtausch liefern, und der Frau, die ihm den Führerschein aushändigt, die sich als Transfrau rausstellt. Warum diese Sequenz am Anfang des Filmes steht, und welchen Sinn das an der Stelle haben soll, ist vollkommen unklar. Beziehungen werden nur extrem oberflächlich ausgeleuchtet. Berties Sohn hasst seinen Vater, aber schwupps haben sie sich lieb. Berties Frau hat ihn verlassen, und schwupps verlässt sie den anderen und verliebt sich wieder in den Ex. Dabei liefert Bertie keinen Grund dafür. Eine Beleidigung ist die Rolle von Klausi (Michael Kessler), der in dieser Fortsetzung erschreckend dümmlich ist. Nicht witzig dümmlich, sondern peinlich dümmlich – dass sich Kessler für diesen Quatsch hergibt, ist erstaunlich. Auch Klausi findet die große Liebe – die aber vollkommen unglaubwürdig ist. Immer wieder gibt es Gags, über die man nur den Kopf schütteln kann. Öde Wortwitze oder ein Ich-muss-dringend-Kacken-Witz machen keine gute Komödie. Und dass übrigens Berties Werkstatt so schlecht läuft, könnte daran liegen, dass während des kompletten Films nicht ein einziger Kunde zu sehen ist.
Regisseur Til Schweiger ist es nicht mal im Ansatz gelungen, diesem Film das passende Gefühl zu geben. Die Kantigkeit des ersten Teils ist vollkommen weggeschliffen. Ständig liegt irgendeine Musik unter den Dialogen, dazu wird ein Filter übers Bild gelegt, und fertig ist so eine seltsame Filmkitsch-Soße. Was nicht heißt, dass der Film kitschig ist – aber der ständige Musikteppich macht aus allem Kitsch.
Mal abgesehen davon, dass ein Manta erst in der letzten halben Stunde überhaupt vorkommt – DER Manta von damals -, kann auch das Autorennen am Ende überhaupt nicht überzeugen. Die Szenen wirken total unglaubwürdig. Da bleibt der Manta am Anfang liegen, aber natürlich ist das Auto schnell genug, um dann wieder alle zu überholen. Was aber daran liegt, dass die Szenen wirken, als würden alle anderen auf der Strecke entlangtuckern. Mehrfach donnern andere Autos gegen Reifen oder Absperrungen, gezeigt werden sehr schwere Unfälle – und dann ruft immer gleich jemand, dass ja alles okay sei. Sehr verharmlosend, albern und – wie gesagt – unglaubwürdig.
Mies ist auch der Schnitt. Es gibt grottige Anschlussfehler. Bertie wischt sich in einer Szene mit einem verschmierten Lappen übers Gesicht, und die verschmierte Stelle sieht anfangs nach jedem Schnitt anders aus. Das ist dilettantisch. In einigen Szenen werden ständig Sequenzen von grimassenschneidenden Menschen reingeschnitten – auch das wirkt albern. Ronis Goliath scheint sowieso nur dabei zu sein, um Grimassen zu schneiden und seine Augäpfel groß zu machen.
Und man muss auch leider sagen: Til Schweiger spielt in einigen Szenen wirklich nicht gut. Emotionen wirken aufgesetzt, und durch das oberflächliche Drehbuch kann sowieso keine Tiefe entstehen. Luna Schweiger wirkt oft, als würde sie ihre Texte einfach nur vorlesen, und Michael Kessler kann einem, wie gesagt, sowieso nur leidtun. Am besten sind noch Tim Oliver Schultz und Tina Ruland, bei den beiden blitzt in den Szenen tatsächlich sowas wie Wahrhaftigkeit durch.
So richtig langweilig ist der Film nicht, man kann ihn sich durchaus ansehen. Aber selten ist es mir passiert, dass mir so viele handwerkliche Fehlleistungen aufgefallen sind. Ein Film voller Schludrigkeiten – ob ob er in einem Rekordtempo entwickelt und zusammengebastelt werden musste.
Manta Manta – Zwoter Teil
D 2022, Regie: Til Schweiger
Constantin, 127 Minuten, ab 12
2/10
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