Eine Nacht in der Ukraine: Hilfsfahrt in den Krieg

Martin Blumberg (26) aus Neuholland ist für den Verein Stützpfeiler in einem Konvoi nach Lwiw im Westen des Landes unterwegs

MAZ Oranienburg, 17.3.2023

Neuholland.
Der Krieg in der Ukraine dauert an – und damit auch die Not der dort lebenden Menschen. Nach mehr als einem Jahr geht allerdings auch die Spendenbereitschaft zurück. Für Martin Blumberg aus Neuholland führte der Weg kürzlich direkt in die Ukraine. Der 26-jährige Student beteiligte sich an einem Hilfskonvoi, der nach Lemberg (Lwiw) im Westen des Landes unterwegs war.
Martin Blumberg unterstützt den Verein Stützpfeiler aus Lengerich und Paderborn in Nordrhein-Westfalen. „Ich habe letztes Jahr im Februar schon angefangen, Unternehmen und Organisationen zu kontaktieren.“ Er wollte Ukraine-Hilfe leisten. „Ich habe 50 bis 100 Organisationen kontaktiert, die Rückläufe waren an zwei Händen abzuzählen. Dann sah er im Fernsehen eine Doku über einen Verein, der Fahrer für Hilfskonvois in die Ukraine suchte. Zwölf Minuten, nachdem er die Mail abschickte, kam die Rückmeldung.

„Letztes war ich schon einmal im Westen der Ukraine“, erzählt der Neuholländer. Diesmal fuhr er einen Rettungswagen zu einem Militärstützpunkt in Lwiw. Am Steuer kennt er sich gut aus, Martin Blumberg hat einen Busführerschein, er studiert derzeit ÖPNV und Mobilität. Momentan wohnt er in Heilbronn in Baden-Württemberg.

Zum Konvoi gehörten elf Fahrzeuge, fünf davon sollten in der Ukraine bleiben, darunter auch der Rettungswagen. In dem Zusammenhang sind auch medizinische Geräte, für Dialysen und Ultraschall, Medikamente, Krankenhausbedarf, Generatoren, Prothesen, Babybedarf, Hygieneartikel und viele andere humanitäre Hilfsgüter transportiert worden.
Die Reise führte vom Paderborner Vereinsstützpunkt aus zunächst an Dresden und Breslau vorbei bis Krakau in Polen. Dort blieb der Konvoi über Nacht, bevor es am nächsten Tag zur polnisch-ukrainischen Grenze ging. „Das ist alles mega aufwendig, was die Papiere betrifft.“ Das Team habe die Erfahrung gemacht, dass die Zusammenarbeit mit den polnischen Behörden eher schwierig sei. Es könne schon mal viele Stunden dauern, bis die Grenze passiert werden dürfe – ähnlich auf der Rückreise. Viele müssten da durch eine Röntgenanlage. Vermutlich besteht die Angst, dass etwas eingeschmuggelt werde. „Von Seiten der Ukraine gibt es dagegen keine Probleme“, so Martin Blumberg. Nervös war er nicht, als er in die Ukraine reinfuhr. „Beim ersten Mal war ich dort in der Nacht unterwegs, da siehst du ja nichts. Das war irgendwie mystisch.“ Das war jetzt anders. „Aber da wo wir hingekommen sind, sah man keine besonderen Kriegsschäden.“ Allerdings sind in der Westukraine auch keine Bodentruppen unterwegs, Raketenbeschuss gibt es nur selten. „Deshalb habe ich auch gesagt: Ich mach’s, weil es kein unmittelbarer Gefahrenbereich ist.“ Kriegshandlungen seien 1000 Kilometer entfernt, im Osten der Ukraine.
Vorsichtig sein mussten sie nur, wenn ihnen Militärkonvois begegneten. „Es hieß: Wir dürfen die nicht überholen und uns ihnen nicht in den Weg stellen. Lkw ohne Kennzeichen jagen da durch die Orte, jenseits von Gut und Böse. Die transportieren wohl Waffen, stehenbleiben dürfen sie nicht. Und diese Lkw sind Riesengeschosse. Manchmal sind es fünf bis sechs, manchmal auch um die 20 Fahrzeuge.“
Eigentlich war geplant, dass das Team in Lwiw alles wieder abgibt und zurückfährt. „Aber wegen der Wartezeit an der polnischen Grenze wurde das nichts. Wir haben dort übernachtet, in einem Hotel mitten in der Stadt.“ Am nächsten Tag wurde alles zu einer Klinik gefahren. „Es ist eine Geburts- und Frauenklinik. Die haben ein hohes Aufkommen, weil auch die Flüchtlinge aus dem Osten dorthin kommen.“

Wann ein nächster Hilfskonvoi in die Ukraine geht, steht noch nicht fest. Der Verein Stützpfeiler ist dafür auf Spenden angewiesen.

Infos vom Verein und zu Spenden auf www.stuetzpfeiler.org.


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