Schroeder & Somuncu – Live im Tipi

DI 14.02.2023 | Youtube

Die Frau dachte, sie sei in einer Comedyshow. Könnte man auch denken, wenn man Tickets für einen Abend mit Serdar Somuncu und Florian Schroeder gekauft hat. Blöderweise waren die beiden aber nicht lustig, und das eine ihrer Kundinnen eine Frau aus dem Publikum überhaupt nicht schön. Deshalb stand sie von ihrem Platz auf, lief nach vorn zur Bühne und beschwerte sich. Wann man denn endlich mit dem Kabarett beginne.
Es begann: Ein Sturm der Entrüstung. Auf der Bühne.

Passiert ist das so am Montagabend im „Tipi am Kanzleramt“ in Berlin. Dort ging die Show „Schroeder & Somuncu“ über die Bühne. Es handelt sich um einen Podcast von radioeins, der ein paarmal pro Jahr auch live vor Publikum im Tipi aufgezeichnet wird. Am Dienstag war die Sendung dann auch auf der Youtube-Seite von radioeins verfügbar. Der Podcast ist kein Kabarett, jedenfalls meistens ist er das nicht. Sehr oft werden ernste Themen behandelt, die mehr oder weniger ernst und manchmal auch hart besprochen werden. Öfter geraten die beiden in Streit, vertragen sich am Ende aber.
Man hätte also grundsätzlich wissen können, dass man zu erwarten hat, wenn man zur Aufzeichnung des Podcasts geht.

Die Frau kannte den Podcast offenbar nicht. Und sie fühlte sich bemüßigt, sich vor die Bühne zu stellen und in die Bühnenshow reinzuquatschen.
Vielleicht macht sie das im Theater auch. Gefällt ihr das Stück nicht oder versteht sie es nicht, dann stellt sie sich vor die Bühne und quatscht ins Stück rein.
Klar, man zahlt viel Geld für den Eintritt – hier waren es wohl 40 Euro. Ob es der Preis für zwei Tickets war oder nur für sie alleine, wurde nicht thematisiert. Wenn einem also nicht gefällt, was da oben passiert, dann ist das durchaus auch ärgerlich. Und nun könnte man natürlich auch in der Pause einfach gehen – aber sich kackdreist an die Bühne stellen und hochrufen, wann denn endlich das beginne, was sie erwartet habe?

Was Schroeder und Somuncu dann aber getan haben, ist ebenso zweifelhaft und unschön gewesen. Zumindest ab einem gewissen Punkt.
Die beiden waren empört, was erst mal in Ordnung ist. Somuncu war sauer. Er pampte die Frau an, wollte ihr das Geld zurückgeben. Er lief hinter die Kulissen, kam mit 50 Euro zurück und folgte der Frau in Richtung Garderobe. Als sie an die Bühne zurückkehrte, hielt sie dann auch die Hand auf, sie wollte das Geld.
Sie bekam es aus, aber Schroeder und Somuncu wurden laut. „Raus!“, rief Serdar. Er wollte, dass sie das Geld nehme, dann aber müsse sie auch den Saal verlassen.

Man hätte es dabei belassen können. Aber die beiden auf der Bühne haben sie in Rage geredet, sicherlich durch Somuncu aufgestachelt. Sie machten sich weiter über die Frau lustig, sie ließen die Szene mithilfe von drei Männern aus dem Publikum nachspielen. Das Ganze dauerte.
Und das hätte nicht zwingend sein müssen.

Ansonsten diskutierten Schroeder und Somuncu später noch über die Friedenspetition von Wagenknecht und Schwarzer. Somuncu argumentierte eher dafür, Schroeder entschieden dagegen.
Nun wirft man Serdar wieder so einiges vor: Er sei pro Russland, frauenfeindlich – und so weiter. Dabei ist das alles nicht so einfach, wenn man nur Ausschnitte diskutiert – wie so oft.
Eines war diese Diskussion aber auf jeden Fall: höchst spannend. Es wurden Argumente ausgetauscht, es wurde hart, sehr kontrovers diskutiert, und jeder kann sich danach eine Meinung bilden.

Der rbb hat klamme Kassen, hat gerade abends kaum noch eigenes Programm. Dass man aber solche Shows nur auf Youtube unter dem radioeins-Label ausstrahlt – gut 140 Minuten – und nicht im rbb-Fernsehen, das ist mindestens schade, absolut verschenkt, und eine solche kontroverse Sendung – immer wieder Empörung auf allen Seiten – tut dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen durchaus gut. Wir müssen mehr diskutieren. Und auch mehr Diskussionen, wirkliche und harte Diskussionen auch aushalten.

-> Die Sendung auf Youtube


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert