SA 11.02.2023 | 20.40 Uhr | Rai 1
Das italienische Sanremo-Musikfestival ist nicht direkt der nationale Vorentscheid für den Eurovision Song Contest. Dennoch ist es inzwischen Tradition, dass, wer gewinnt, dann zum ESC fährt.
Vergleicht man dann das Sanremo mit dem deutschen ESC-Vorentscheid, dann können einem aus deutscher Sicht eigentlich nur die Tränen kommen.
ESC-Vorentscheid in Fernsehen: Ein paar Acts im Fernsehstudio, und am Ende gewinnt der Song, der am wenigsten schlecht ist. Manchmal haben wir Glück, und der Song ist sogar ganz gut – aber eigentlich ist die Show jedes Jahr auch ein Armutszeugnis für die deutsche Musikindustrie. Wobei wir uns auch in einer Spirale befinden. Wer beim großen ESC hinten liegt, muss hierzulande Hass und Häme aushalten. Deshalb haben die bekannten Acts aus Deutschland meist auch keine Lust. Oder nicht die passenden Songs für einen internationalen Wettbewerb?
Aber zurück nach Italien. Dort lief am Sonnabend das Finale des Sanremo bei Rai 1. Finale heißt erstens: Es liefen an den Tagen davor schon vier Shows. Und zweitens: Dort ist aber keiner ausgeschieden, so dass am Sonnabend alle noch mal dabei waren. Und es waren nicht 6, nicht 7, nicht 10 Acts, sondern 28.
Ja, genau. 28.
Und dazwischen immer mal wieder italienische und internationale Stars und Altstars. Das Sanremo ist in Italien ein großes Happening, eine Feier der nationalen Musik.
Und das dauert. Um 20.40 Uhr begann das Finale, der Sieger stand um 2.32 Uhr (!) fest. Nachdem alle 28 Acts durch waren, endete schon das Televoting, und die besten fünf durften noch mal singen. Da ist Sitzfleisch erforderlich – nicht nur zu Hause, sondern auch im Saal.
Aber man muss das mal festhalten: 28 Acts. 28 Künstlerinnen und Künstler. Newcomer, bekannte Musiker, junge und ältere Talente. Auch eine Werkschau der italienischen Musik.
So muss das sein. Und so was hat Deutschland nicht. Und die Frage muss immer wieder erlaubt sein: Wieso eigentlich nicht?
Marco Mengoni war Favorit von Anfang an, und tatsächlich gewann er auch. Schon 2013 war er als Sanremo-Gewinner beim ESC, damals in Malmö, Schweden. „Duo Vite“ heißt der Gewinnersong – ob er damit aber auch beim ESC auftritt, ist noch offen. Denn Mengoni müsste den Song um 40 Sekunden kürzen, laut ESC-Regeln darf er nicht länger als 3 Minuten lang sein.
Das sind echte Luxusprobleme, die die Italiener da haben…
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