50 Jahre in der CDU: Fühlt es sich noch richtig an?

Bernd Ostwald (70) aus Schwante feiert ein politisches Jubiläum

MAZ Oranienburg, 14.2.2023

Schwante.
Politik hat ihn schon interessiert seit er 14 war. „Das habe ich von meinem Vater“, sagt Bernd Ostwald. Er schaute schon damals Magazine wie „Report“ oder das „ZDF-Magazin“ mit Gerhard Löwental. Pflicht war sonntagmittags auch „Der internationale Frühschoppen“. Im vergangenen Jahr wurde der Schwantener nicht nur 70, er feierte kürzlich auch sein Jubiläum in der CDU. Seit fünf Jahrzehnten ist er Mitglied der Christdemokraten.

Fühlt es sich noch richtig an? „So richtig gehadert habe ich mit ihr nie“, sagt Bernd Ostwald. „In der Realpolitik findet man immer etwas, bei dem man nicht einer Meinung ist.“ Die „Kleine Paschas“-Aussage vom Parteivorsitzenden Friedrich Merz „fand ich nicht gut“, sagt er. Auch von der Werteunion habe er sich immer distanziert. Als der Ex-Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen bei einer CDU-Veranstaltung auf dem Kremmener Spargelhof zu Gast war, ging Bernd Ostwald nicht hin. Dass Maaßen aus der CDU ausgeschlossen wird: „Bin ich dafür. Maaßen, das ist unser Sarrazin.“ Wie er auch sagt, dass sich die CDU weiter klar von der AfD abgrenzen müsse.

Er findet, dass seine Partei stärkere Leute in den 40er- und 50er-Jahrgängen braucht. Friedrich Merz stehe nicht für einen Aufbruch, so Bernd Ostwald über den Vorsitzenden seiner Partei. „Merz ist ein rhetorisch guter Mann, aber er ist von Gestern.“ Wie es überhaupt schwierig sei, Nachwuchs für die CDU zu bekommen. „Das Problem haben aber alle“, sagt er noch. Er ist Ortsvorsitzender der CDU in Oberkrämer. Sie habe um die 25 Mitglieder, „das waren früher mehr.“ Es gebe junge Leute, die seien aber entweder beruflich eingebunden, oder sie wollen sich nicht größer politisch im Ort engagieren.

1972, als Bernd Ostwald, in die CDU eintrat, war die Zeit des Vietnamkrieges und der Nachrüstung. Der heute 70-Jährige – in Thüringen geboren, später ging seine Familie nach Oberhausen – hatte beschlossen: „Du engagierst dich jetzt.“ Da war er 20. „Das Ruhrgebiet war eine SPD-Hochburg, aber ich fand die Wirtschaftspolitik der SPD nicht gut, und ich war kein Freund der Ostpolitik von Willy Brandt.“ Letzteres habe er später mit anderen Augen gesehen, fügt er noch hinzu.
Thematisch sei er damals Allrounder gewesen, mit dem Schwerpunkt auf die Atomkraftproblematik, Europa und Wirtschaft. Er war Kreisvorsitzender seiner Partei in Oberhausen. „Da musste man sich breit aufstellen.“ Er erinnert sich: „Es gab außerdem kontroverse Diskussionen um den Paragrafen 218.“ Die Junge Union habe sich damals für eine Fristenregelung bei Schwangerschaftsabbrüchen stark gemacht. „Die Beratung fanden wir wichtig. Es war damals mehr ein Glaubenskrieg.“

Einiges sieht er heute anders als damals. „Ich war Befürworter der Atomkraft“, sagt er. Heute wisse er, dass die Endlagerfrage problematisch sei. „Es ist schwierig, einen sicheren Standort zu finden.“ Der Atommüll sei kritisch, „wir kriegen das mit den heutigen Möglichkeiten nicht in den Griff. Von daher bin ich jetzt gegen einen weiteren Ausbau der Kernenergie.“ Wenn es notwendig sei, die vorhandenen Akw noch zwei Jahre laufen zu lassen, dann sei das aber in Ordnung. „Wir müssen hier jetzt neue Wege finden.“

Mitte der 80er zog Bernd Ostwald nach Berlin, wo er sich politisch mehr zurückhielt. Zuvor hatte er aber in Oberhausen schon seine Frau Margareta kennengelernt. „Sie kam eines Tages in die Kreisgeschäftsstelle der CDU“, erinnert er sich. Sie unterhielten sich, sie kam wieder, 1982 heirateten sie. Als sie 1996 schließlich nach Schwante gezogen sind, begann auch wieder Bernd Ostwalds größeres Engagement für seine Partei. Seit 25 Jahren sitzt er im Gemeinderat.

Er war nie dafür, Schaukämpfe zu führen. „Große Differenzen waren nicht da“, sagt er. Zum damaligen Bürgermeister Peter Leys habe er ein gutes Verhältnis gehabt. Deshalb habe ihn der Vorwurf, die CDU in Oberkrämer sei nicht wirklich präsent, nicht sehr getroffen. In Bezug auf die Diskussion um eine weiterführende Schule für Oberkrämer könnte Bernd Ostwald auch mit einer neuen Gesamtschule am Kremmener Bahnhof leben. Dafür musste er sich den Vorwurf anhören, nicht bürgernah zu sein. „Bürgernah heißt ja nicht, dass ich nicht über die Ortsgrenzen hinausblicken darf“, sagt er. Ein Schulstandort müsse viel abdecken, und Kremmen liege nicht außerhalb des Gesichtsfeldes von Oberkrämer, insbesondere für die Orte nördlich der Autobahn, findet er. Nicht jeder in Oberkrämer stimmt ihm da zu.

Bernd Ostwald bleibt weiter politisch interessiert, ob er 2024 wieder zur Kommunalwahl antritt, lässt er noch offen, aber es klingt eigentlich nicht danach, dass er aufhören will. Und was Differenzen innerhalb seiner Partei angeht, die hält er aus, er bleibt Mitglied.


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