Close

Leo (Eden Dambrine) und Remi (Gustav De Waele) sind beste Freunde, schon ihr Leben lang. Sie sind 13, und sie genießen ihr Beisammensein. Für sie ist es vollkommen normal, dicht beieinander zu schlafen, sich auch mal anzufassen. Wie Freunde das machen.
Dann aber kommen sie auf eine neue Schule, und die anderen sind sofort misstrauisch, und eines der Mädchen bringt die Fragen der anderen auf den Punkt: Seid ihr zusammen?
Während Remi sich aus der Häme der anderen nichts macht, ist Leo schockiert. Man hält ihn für schwul? Ist er nicht! Er streitet es ab. Und vermutlich haben er und Remi darüber auch noch nie nachgedacht.
Leo aber ist wie gelähmt. Seine Zuneigung zu seinem besten Freund ist noch da, in der Öffentlichkeit aber will er seine Nähe nicht mehr. Und auch nicht mehr im selben Bett schlafen. Er stößt ihn weg. Mit Worten, und irgendwann prügeln sie sich.

Dieser Film ist gleichermaßen beeindruckend wie bedrückend. So fesselnd wie auch abgrundtief traurig.
„Close“ von Lukas Dhont, der auch das Drehbuch mitschrieb, erzählt von der Freundschaft zweier Jungs, die auf dem Weg zum Erwachsenwerden ihre Unschuld verliert.
SPOILER
Die beiden Jungs haben sich bisher schlicht gar keine Gedanken über ihre Beziehung gemacht. Wieso auch? Nur von außen, nur andere wirklich gehässige Mädchen und Jungen machen ihnen klar, dass so eine Jungsfreundschaft nicht normal sei. Kinder, Heranwachsende können so verdammt grausam sein. Auch und gerade heute noch.
An Remi perlt das ab. Was nicht an Remi abperlt, ist, dass Leo nicht mehr zu ihm steht, dass er ihn zurückweist.
Remi kommt damit nicht klar, er setzt seinem Leben ein Ende. Wir erfahren nicht, wie. Und wieso Remi diesen so drastischen Schritt macht, wird nie klar.
Was wir sehen, ist: Wie Leo leidet. Still leidet. Er weint nicht. Lange. Monate. Aber der Tag kommt, da bricht es aus ihm heraus.
SPOILER ENDE
Es gibt eine Besonderheit in diesem Film – und das ist die Kameraführung. Denn Leo und Remi stehen absolut im Mittelpunkt. Die Kamera zeigt vor allem die beiden. Alle anderen sind Beiwerk, Lehrer hört man oft nur, sieht sie aber selten. Später bleibt die Kamera ganz auf Leo. Seine Blicke, seine Leere, und später seine Trauer.
Die Leistung, die Eden Dambrine hier zeigt, ist wahnsinnig gut. Zumal es sich um seine erste große Rolle handelt. Dambrine muss alle Emotionen auf den Punkt zeigen, denn er ist fast immer im Bild, und fast immer im Mittelpunkt. Alle Blicke ruhen auf ihn. Das muss man als Schauspieler stemmen können, und Eden Dambrine kann das.
„Close“ ist ein Film, der an vielen Stellen nur schwer zu ertragen ist, der oftmals in vielerlei Hinsicht wahnsinnig traurig ist. Aber eben auch unfassbar gut.
Nicht umsonst hat die belgische Produktion eine Nominierung für den Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film erhalten.

-> Trailer bei Youtube

Close
Belgien 2022, Regie: Lukas Dhont
Pandorafilm, 104 Minuten, ab 12
10/10


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