Élite: Krieg

DI 29.11.2022 | Netflix

Der Traum ist Aus. Die Blase ist geplatzt. Die Realität hat sie alle eingeholt. Auf brutalste Weise.

Der große Verdienst von Netflix und Co. ist es, das queere Leben sehr viel herausgehobener darzustellen, als es bislang der Fall war. In sehr vielen Serien und Filmen kommen queere Charaktere vor, und vor allem geht es heutzutage nur noch selten darum, Outings zu erzählen, sondern den Alltag von schwulen, lesbischen, bisexuellen oder transsexuellen Menschen zu zeigen. Und auch, dass sie in der Regel allseits akzeptiert sind – im Grunde ist das Queersein selbst nie das Problem an sich.

Auch in den bisherigen fünf Staffeln der spanischen Hit-Serie „Élite“ auf Netflix war das oft der Fall. In allen Staffeln gibt es queere Charaktere, die auch in großen Geschichten vorkommen. Und auch in „Élite“ war fast immer alles gut und vollkommen normal. In Staffel 1 war es Omar, der mit seinem Outing kämpfen musste.

(Spoiler)
Nun läuft Staffel 6 der Serie, und hier eskaliert es. Die Serie wendet sich der Frage zu, was eigentlich passiert, wenn es im Profifußball ein Outing gibt. Die Wunschvorstellung ist es an dieser Stelle immer, dass nach anfänglichen Ängsten und Irritationen alles gut geht.
Doch diesen Zahn ziehen die Macher der Serie auf sehr eindringliche Weise.

Schon in Staffel 5 haben wir den Fußballer Cruz kennengelernt. Er ist der Vater von Iván, der mit Patrick zusammen ist. Dessen Beziehung ist kompliziert, und Cruz beginnt eine kurze Affäre mit Patrick – denn Cruz ist schwul, was aber keiner in der Öffentlichkeit weiß.
In der Folge „Krieg“ in Staffel 6 ist alles rausgekommen. Ein Video in den sozialen Medien zeigt einen Kuss zwischen Cruz und Patrick, woraufhin sich Cruz öffentlich outet.
Ist dann alles gut? Alle freuen sich auf das erste Fußballspiel mit dem geouteten Cruz, doch vorher kommt es bei ihm zu Hause schon immer wieder zu Zwischenfällen. Und im Stadion eskaliert die Situation. Schmährufe, Prügeleien, Spielabbruch. Am selben Abend legt sich Cruz mit anderen Männern an, die ihn erkennen – sie prügeln ihn tot.

Der Traum vom öffentlichen queeren Leben eines Fußballers zerplatzt.
Natürlich könnte „Èlite“ auch wieder die Geschichte erzählen, wie gut das alles ausgeht und wie schön das alles sein kann.
Hier geht es nicht gut aus. Und auch das mal zu zeigen, so schlimm es ist, könnte vermutlich die brutale Wahrheit sein. Zu sehen sind männliche Fans, die es nicht ertragen können, wenn im Stadion die Regelbogenfahne weht. Es macht sie wütend, aggressiv, gewalttätig. Und diese Menschen gibt es ohne Zweifel, und auch mal diese Realität zu zeigen, ist sehr wichtig. Denn diese Welt ist alles andere als gut, und in immer mehr Ländern gibt es autoritäre Regierungen, die sich gegen alles Queere aussprechen und dagegen handeln. Und auch längst nicht alle Menschen sind für den Regenbogen.
Diese „Élite“-Folge war erschütternd. Aber leider realistisch.

-> Die Sendung bei Netflix


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