Bros

„Wir hatten Aids, die heutige Generation hat ‚Glee‘!“
Und „Bros“, und das ist durchaus ein Meilenstein. „Bro“ ist die erste queere Romantic Comedy eines großen Filmstudios für das Massenpublikum – wenn das Massenpublikum denn so was sehen möchte.

Bobby Leiber (Billy Eichner) sagt von sich, er sei beziehungsunfähig. Männer trifft er nur als Grindr-Date, und der Sex ist oft, nun ja, zum vergessen. An Selbstbewusstsein scheint es ihm dagegen trotzdem nicht zu mangeln.
Er hat einen Podcast, in dem er über das queere Leben berichtet und über sich selbst. Das Angebot, eine schwule RomCom zu drehen, lehnt er dagegen ab, weil: siehe oben. So was gibt es ja eh nicht, sagt er. Stattdessen arbeitet er daran, in New York das erste Museum für queere Geschichte zu eröffnen. Das allerdings sorgt immer wieder für Krach mit den diversen LGBTQ+-Fraktionen im Verwaltungsrat.
Aber eines Abends: In einem Club erblickt er Aaron (Luke Macfarlane) auf der Tanzfläche. Durchtrainiert, Fitnessstudio-Typ. Eigentlich nicht sein Typ, eine ganz andere Liga. Und dennoch: Da ist was.
Es stellt sich raus: Auch bei Aaron ist was, auch er hat ein Auge auf Bobby geworfen. Aaron ist Nachlassverwalter von Verstorbenen – allerdings hält auch er ihn für eine ganz andere Liga. So selbstbewusst. Und auf Beziehungen steht Aaron eh nicht.
Oder?

„Bros“ von Nicholas Stoller hat alles, was eine Romantic Comedy braucht: einen guten Cast, viele gute Gags, eine stimmige Liebesstory mit Irrungen und Wirrungen.
Wenn ein Grundr-Date aufs Korn genommen wird, wenn sich die Museumsleute zoffen, weil zum Beispiel die Bisexuellen sich vernachlässigt fühlen, wenn Klischees aufs Korn genommen werden – dann kommen da einige wirkliche gute Lacher raus. In einer wahnsinnig witzigen Nebenrolle ist Debra Messing zu sehen, die sich selbst spielt. Sie beschwert sich, weil sie seit ihrer Rolle in „Will & Grace“ überhaupt keine Lust mehr hat, die beste Freundin jedes schwulen Mannes in Amerika sein und ihnen ständig die Ratgebermutti sein zu müssen.
Verhandelt wird allerdings auch die Frage, wie es eigentlich ist, wenn man einen Partner sucht. Macht man es sich einfach und kommt mit einem Schönling zusammen, wo dann aber nichts dahinter steckt, oder will man sich in der Beziehung dann doch auch ein bisschen gegenseitig fordern. Welche Kompromisse will man eingehen und wie weit geht man, wenn es darum geht, den Partner irgendwie anpassen zu wollen.
Klar geht es in diesem Film auch mal kitschig zu – aber das ist von einer RomCom ja auch unbedingt zu erwarten. Aber die Mischung aus Romantik und Comedy macht’s. Nur eben in diesem Fall zwischen Kerlen um die 40.
Abzüge gibt es für Schludrigkeiten beim Dreh: Bei vielen Dialogszenen sieht man, dass die Anschlüsse nicht stimmen, dass Körperhaltungen, Blicke und Mimiken bei Umschnitten nicht zusammenpassen. Da hätte etwas genauer gearbeitet werden müssen.

-> Trailer auf Youtube

Bros
USA 2022, Regie: Nicholas Stoller
Universal, 116 Minuten, ab 12
9/10


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