John Boyne: Das späte Geständnis des Tristan Sadler

Norwich in England. Es ist das Jahr 1919, und der große Krieg ist noch nicht mal ein Jahr vorbei. Tristan Sadler reist von London aus mit dem Zug in die Stadt. Er ist mit Marian Bancroft verabredet. Sie ist die Schwester von Will. Mit Will war Tristan im Krieg gewesen. Sie haben ihre Ausbildung gemeinsam absolviert und sind dann in die Schlacht gezogen. Sie waren Freunde. Sie haben gekämpft, sie haben sich unterstützt.
Aber nun ist Tristan bei Wills Schwester. Will ist tot. Er hat den Krieg nicht überlebt, und Tristan will ihr die Briefe zurückbringen, die sie Will damals geschrieben hat.
Will hatte dann aber eine Entscheidung getroffen, der alles verändert hat. Tristan will Marian erzählen, was passiert ist – aber ob er wirklich den Mut aufbringt?

Gerade kommt eine Neuverfilmung von „Im Westen nichts Neues“ ins Kino und zu Netflix. Auch „Das späte Geständnis des Tristan Sadler“ spielt in den Erinnerungen Tristans im Ersten Weltkrieg. Er erzählt vom Wahnsinn, der sich damals abgespielt hat. Vom Gemetzel. Allerdings in kleinerem Rahmen. Es geht um die Bindung zwischen Tristan und Will, von Ängsten und kriegerischen Befehlshabern. Und vom Mut, sich dagegen zu stellen – und der Hoffnungslosigkeit, da rauszukommen.
Tristan ist ein gebrochener Mann, und nun muss er sich mit Wills Schwester Marian mit allem noch mal auseinandersetzen.
John Boyne hat einen leisen Roman geschrieben. Leise, aber umso eindringlicher. Und auch geheimnisvoll, weil lange unklar ist, worin eigentlich das Geständnis besteht – beziehungsweise geht man als Leser davon aus, grundsätzlich schon Bescheid zu wissen. Dem ist nicht so.
Eine sehr berührende Geschichte, und traurig auch. Vom Leben mit der Schuld – das wirkt nach.

John Boyne: Das späte Geständnis des Tristan Sadler
Piper, 333 Seiten
9/10


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