Triangle of Sadness

Ein großes Kotz-Spektakel. Es spritzt einfach nur so aus den Menschen raus. In hohem Bogen. Und man weiß nicht, ob man sich vor Schrecken den Mund zuhalten soll – oder ob es einfach nur schrecklich lustig, weil so unfassbar skurril ist.

Endlich einen richtigen, guten Modeljob: Carl (Harris Dickinson) stellt sich einem Casting für einen großen Player. Und nun steht der da, oben ohne, und muss sich präsentieren. Lauf mal. Guck mal anders. Und er ist gut. Aber reicht das? Carl scheint immer eher die zweite Geige zu sein – auch in seiner Beziehung zum Model Yaya (Charlbi Dean Kriek). Sie ist wesentlich erfolgreicher als er, und deshalb macht die Influencerin auch ständig Fotos von ich – oder er macht die Fotos. Es kriselt. In einem Lokal beginnt Carl eine Debatte darüber, warum sie hetzt gerade eigentlich die Rechnung nicht zahlen wollte, obwohl sie das vorher so ausgemacht hatten.
Yaya hat unterdessen die Möglichkeit, mit Carl auf ein Luxusschiff zu gehen. Dort treffen sie auf die Superreichen. Auf die, die stolz sind auf ihre Firma, die Waffen herstellt. Austernschlürfende Daddys, reiche Damen, die nur durch ihr Geld das sind, was sie sind. Doch als erst ein gewaltiger Sturm aufzieht und dann noch ein Anschlag auf das Schiff verübt wird, sind sie plötzlich alle gleich…

Es ist ein wirklich außergewöhnlicher Film, den Ruben Östlund da ins Kino gebracht hat. Für „Triangle of Sadness“ bekam er die Goldene Palme von Cannes – und das völlig zurecht. Der Film ist nicht nur ein Wahnsinnstrip, er ist auch ein Stück sehr spannende Gesellschaftskunde.
Denn er wirft einen Blick auf die Reichen und Schönen, wie sie sich geben, was sie denken und auf ihre Arroganz. Und es scheint, als wolle er ihnen einen gehörigen Arschtritt geben.
Als das Luxusschiff in den Sturm gerät, da beginnt das große Kotzen. Man muss es so derbe sagen, dass was da über die Leinwand geht, ist ein wahres Spektakel, minutenlang. Wenn Sunnyi Melles in ihrer Rolle lange versucht, sich zu beherrschen, Alkohol auf den in Unruhe befindlichen Magen kippt und dann wahrlich explodiert, dann ist das auch eine schauspielerische Leistung.
Das große Kotzen beendet dann auch das gute Leben der Reichen, denn als die Überlebenden auf einer Insel landen, müssen sie sich arrangieren und neue Hierachien hinnehmen.
Schauspielerisch sehenswert ist auch Woody Harrelson, der den dauerbesoffenen Kapitän spielt, der dadurch auch nicht seekrank wird. Oder Iris Berben, die im Film nach einem Schlaganfall gehbehindert ist und nur „In den Wolken“ stammeln kann. Und auch Harris Dickinson, der immer wieder staunend durch diesen Film tappst.
Diese zweieinhalb Stunden vergehen jedenfalls sehr schnell. Man lacht, man staunt, man ekelt sich, man schüttelt den Kopf. Alles ist möglich.

-> Trailer auf Youtube

Triangle of Sadness
Schweden 2021, Regie: Ruben Östlund
Alamode Film, 147 Minuten, ab 12
9/10


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