Mittagsstunde

Den Eltern geht es zunehmend schlecht. Vater Sönke (Peter Franke) und Mutter Ella (Hildegard Schmahl) sind alt geworden. Ella hat Demenz, Sönke ist klapprig geworden.
Ihr Sohn Ingwer (Charly Hübner) ist Ende vierzig, und er in einer Wohngemeinschaft mit einer Freundin und einem Freund. Nach einer Feier erklärt er ihnen, dass er in seine Heimat, nach Brinkebüll zurückkehren wird – für ein Jahr wohl. Seinen Job an der Uni lässt er ruhen. Er will sich um seine Alten kümmern.
Es ist eine Aufgabe, die schwerer ist als gedacht. Und über allem gibt es auch noch Fragen und Geheimnisse, die in der Familie Feddersen ungeklärt sind.

Diese Fragen gilt es, in verschiedenen Rückblenden zu beleuchten. Denn „Mittagsstunde“ spielt im Jahr 2012, aber auch in zwei weiteren Zeitebenen in den 60er- und 70er-Jahren.
Dabei geht es auch um die Frage, wer eigentlich der Vater von Ingwer ist. Und kann es sein, dass seine Eltern gar nicht seine Eltern sind, aber dennoch seine leibliche Familie ist?
Bei der Geschichte handelt es sich um die Verfilmung von Dörte Hansens Roman „Mittagsstunde“. Er erzählt nicht nur die Geschichte einer Familie, die in Norddeutschland beheimatet ist. Sie ist auch eine Liebeserklärung an da Leben auf dem Land – und was davon übrig geblieben ist. Denn auch darum geht es: Um den Niedergang des Dorfes und seiner Infrastruktur. Dreh- und Angelpunkt ist die Dorfkneipe der Familie, von der 2012 nicht mehr viel mehr als die Hülle übrig geblieben ist. Denn Ingwer wollte die Kneipe nicht vom Vater übernehmen.
Es ist eine Geschichte, die an sich schon fesselt und berührt – und besonders ist auch, dass einem die Lösungen der Geheimnisse nicht auf den Teller geknallt werden. Nicht alles wird wirklich aufgelöst oder angesprochen. Manches muss man sich denken.
In der Originalfassung wird zudem viel Plattdeutsch (mit Untertiteln) gesprochen, was aber für sehr viel Originalität sorgt.
Geradezu eine Offenbarung in diesem Film: Charly Hübner. In „Mittagsstunde“ zeigt er, was für ein unfassbar guter Schauspieler er ist. Ein Brubbelkopf, der ein Leben mit Fragezeichen führt, der dann aber „nach Hause“ kommt und zupackt. Das alles mit leisen Tönen, mit einer tollen Mimik und Gestik.

-> Trailer auf Youtube

Mittagsstunde
D 2022, Regie: Lars Jessen
Majesticfilm, 96 Minuten, ab 12
9/10


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