Lieber Kurt

Es läuft alles ganz hervorragend: Zwar haben sich Jana (Jasmin Gerat) und Kurt (Til Schweiger) vor einigen Jahren getrennt. Aber sie kümmern sich dennoch beide um ihren Sohn Kurt (Levi Wolter). Der große Kurt hat sich auf dem Land bei Berlin gemeinsam mit seiner neuen Lebensgefährtin Lena (Franziska Machens) ein Haus gekauft, das sie modernisieren wollen. Der kleine Kurt liebt es, er hat sich sofort ein Zimmer ausgesucht. Es herrscht viel Liebe. Der kleine Kurt ist ein echter Sonnenschein.
Und eines Tages ist das Kind tot. Unglücklich von einem Klettergerüst gefallen.
Und für Kurt und Lena und Jana brechen Welten zusammen. Besonders der Vater kommt mit dem Verlust und der Trauer nicht klar – und vergisst darüber, seinen Alltag zu meistern, sich um seine Beziehung zu kümmern.

„Lieber Kurt“ ist die Verfilmung des Romans „Kurt“ von Sarah Kuttner. Erstmals hat Til Schweiger keinen eigenen Stoff verfilmt, sondern sich einer Romanvorlage bedient.
Erzählt wird die Geschichte einer Trauerbewältigung. Es ist eine tiefe, eine umfassende Trauer. Ein Schock, der nicht überwunden werden kann. Und es droht, dass dadurch die Liebe zu Lena zerbricht und ihr Glück vom neuen Haus kaputt geht.
So richtig will Til Schweiger die alleinige Trauer dem Zuschauer aber nicht zumuten. Das macht er, in dem er immer wieder Rückblenden einstreut, in denen der große Kurz oder auch Lena an den verstorbenen Jungen denken und wir ihn in lustigen Situationen erleben. Das klappt eigentlich ganz gut und ist auch ein guter Move, dass der Film nicht komplett in Tränen versinkt – jedoch kommt die erste Rückblende zu früh und knallt in den unmittelbaren ersten Schock rein. Da fehlte es dann doch an Fingerspitzengefühl.
Wirkliche Entdeckungen sind Levi Wolter und Franziska Machens. Der kleine Levi spielt mit einer Wonne und mit einem Charme und Witz, dass einem das Herz aufgeht. Von ihm werden wir in Zukunft hoffentlich mehr sehen. Toll ist auch Franziska Machens, die sonst eher Theater spielt – ihre Gestik, ihre Mimik, ihr ganzes Schauspiel fesselt.
Sehr, sehr irritierend und leider völlig misslungen ist das Ende: Eigentlich ist der Film schon zu Ende, als Zuschauer ist man in einer bestimmten Stimmung. Da kommt noch ein Epilog, der unfassbar unnötig und blöd ist und die Stimmung mit blöden Gags völlig ruiniert. Was hat sich Schweiger dabei bloß gedacht?

PS: Das Buch „Kurt“ spielt explizit in Oranienburg, meiner Heimatstadt. Genau genommen zieht Kurt mit seinen Lieben in ein Haus außerhalb Oranienburgs, aber Sarah Kuttner beschreibt die Stadt sehr deutlich. Davon ist im Film leider nichts übrig geblieben – bis auf zwei Autokennzeichen. Ein Hänger hat noch ein altes „OR“-Schild, Jana fährt ein Auto mit OHV-Kennzeichen. Immerhin.

-> Trailer auf Youtube

Lieber Kurt
D 2021, Regie: Til Schweiger
Filmwelt, 136 Minuten, ab 12
7/10


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