Trübe Wolken

Eigentlich ist Paul (Jonas Holdenrieder) ein netter und höflicher Jugendlicher. Aber eigentlich spricht er nicht viel. Er lebt mit seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder in einer hessischen Kleinstadt. Das Verhältnis zu seinen Eltern und der Familienumgang sind eher verstockt.
Was Paul gern macht: Durch die Gegend stromern. Im Wald rumlaufen, in verlassenen Gebäuden sein.
Auf andere wirkt er oft undurchschaubar, und es gibt einige Menschen, die das auf irgendeine Art fasziniert. Seine Mitschülerin Dala (Valerie Stoll) verliebt sich in ihn, er beobachtet sie beim Theaterspielen aus dem Dunkeln. Sein oft anstrengender Mitschüler Max (Max Schimmelpfenning) scheint in einem jemanden zu haben, der ihn versteht. Und der Lehrer Bulwer (Devid Striesow), der seine Aufsätze und Projektarbeiten bewundert. Und David (Valentino Fortuzzi), der gerade erst neu in der Schule ist. Er scheint auch bei Paul eine Faszination auszulösen. Sie beginnen sich anzufreuden – irgendwie. Kurz danach aber ist Paul verschwunden.

Einerseits ist „Trübe Wolken“ ein stiller Film. Aber genau diese Stille ist sehr trügerisch. Auch für den Zuschauer erscheint Paul nicht durchschaubar. Es bleibt unklar, was ihn antreibt, wer ihn antreibt, warum er tut, was er tut. Wir sehen aber, dass er in einer Familie aufwächst, in der irgendwie Kühle herrscht. Und auch Paul – er ist kühl.
Und das spielt Jonas Holdenrieder auf eine faszinierende Weise. Allein dieser leere Blick, den Paul so oft hat. Wenn er mit bestimmten Leuten zu tun hat, wenn er irgendwo herumstromert. Diesen Blick, diese Leere, muss man erst mal hinbekommen.
Diese völlige Ungewissheit, diese Ratlosigkeit, das macht diesen Film extrem fesselnd. Er verbreitet eine Stimmung, bei der man immer das Gefühl hat, irgendwas bricht gleich aus. Und ganz falsch liegt man damit auch nicht.

-> Trailer auf Youtube

Trübe Wolken
D 2020, Regie: Christian Schäfer
Salzgeber, 104 Minuten, ab 12
9/10


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