TikTok (2): Krieg und Fakes

(1) -> 31.1.2022

Inzwischen habe ich mich bei TikTok ein wenig eingearbeitet. Und es ist krass: Denn der Algorithmus merkt sehr schnell, was mich interessiert und was nicht.
Und vorweg: TikTok ist ein furchtbarer Zeitfresser. Das Schlimmste, was man machen kann, ist, vorm Schlafengehen die App zu starten. Denn aus kurz mal schauen wird gerne mal eine Stunde. Denn man wischt sich durch die kurzen Storys, und die Zeit vergeht rasend schnell.

Und TikTok merkt sich: Was wischt man schnell weg, was schaut man bis zu Ende, was bekommt ein Like. So waren es anfangs viele lustige Tiervideos – Hunde und Katzen – die mir TikTok gezeigt hat. Später kamen Dashcam-Videos hinzu, Versteckte-Kamera-Videos, TikTok weiß auch, dass ich mir Videos über die S-Bahn in Berlin ansehe. Aber dennoch: Es ist irgendwie alles so egal, ein Zeitvertreib zum Hirnausschalten – und manchmal auch zum Lachen.

Und, ganz aktuell: Videos aus der Ukraine. Livestreams aus dem Kriegsgebiet. Angeblich.
Neulich nachts: Ich landete auf einem Livestream. Er zeigt eine Stadt im Dunkeln, im Hintergrund heulen Sirenen – der Bombenalarm-Ton. Gespenstisch. Denn im Hintergrund hört man eine offenbar größere Uhr ticken.
Die dunkle Stadt, die Sirene und: tick, tack, tick, tack.
Aber noch was: Man sieht, dass viele der gut 3000 (!) Zuschauenden irgendwas spenden. Ich habe mich damit noch nicht wirklich befasst, aber man kann offenbar gegen Geld irgendwelche digitalen Gimmicks kaufen, die man solchen Streamern zukommen lassen kann. Und man sieht: Einige spenden ordentlich. Und im Hintergrund hört man einen Mann, der sich bei den Spendern bedankt, mit leiser, manchmal weinerlichen Stimme.
Und, ja, es hat mich gerührt, es war gruselig und faszinierend.

Als ich eine halbe Stunde später noch mal zuschalte: immer noch die Sirene. Zwischendurch verstummt sie kurz, bevor der Alarm wieder von vorn beginnt. Immer wieder.
Da ist was faul. So lange heulen auch derartige Sirenen nicht. Und tatsächlich schreiben im Chat immer mehr User, dass es sich wohl um einen Fake handelt. Vermutlich ist die gezeigte Stadt nicht mal in der Ukraine.
Und ich treffe auch weitere Livestreams mit derselben Sirene – in einem der Streams bricht die Sirene mittendrin ab, um dann wieder anzuspringen. Definitiv ein Fake.
Und das ekelt mich geradezu an: Betrüger hängen sich an den Krieg, um bei TikTok Kohle zu machen, um Geld zu kassieren, von Leuten, die es nur gut meinen.


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Kommentare

Eine Antwort zu „TikTok (2): Krieg und Fakes“

  1. ThomasS

    Das ist wirklich ekelhaft und eine Verhöhnung der Menschen, die wirklich in Gafahr sind. Bäh!

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