Wunderschön

Was ist eigentlich schön? Wer ist eigentlich schön? Und wer bestimmt eigentlich, was überhaupt schön ist? Und sollten wir uns nur danach richten, was eventuell schön sein könnte? Oder können wir uns nicht schön finden, und es ist uns egal, ob auch andere das schön finden?
In Zeiten, wo Influencer auf Instagram jeden Tag aufs Neue in die Selfie-Kamera lächeln, immer wieder zeigen, wie gut drauf sie sind und jedem angeblichen Schönheitsideal entsprechen, haben immer mehr Menschen Schwierigkeiten, sich selbst schön zu finden. Sie kämpfen mit sich, sich unzufrieden.
Darum geht es in „Wunderschön“, dem neuen Film von Karoline Herfurth.

Frauke (Martina Gedeck) und ihr Mann Wolfi (Joachim Król) haben sich auseinandergelebt. Sie sagt, er sehe ich nicht mehr an. Sie will einen Tanzkurs belegen, auf den er keine Lust hat.
Tochter Julie (Emilia Schüle) hat unterdessen Probleme, ihre Modelkarriere weiter auszubauen. Es heißt, sie sei zu dick. Was sie nicht ist, aber sie hungert weiter und merkt nicht, wie es mit ihr bergab geht.
Sohn Milan (Friedrich Mücke) und seine Frau Sonja (Karoline Herfurth) haben auch Probleme. Sie ist nach zwei Geburten mit ihrem Körper unglücklich, und sie endlich wieder arbeiten gehen. Was allerdings Milan nicht verstehen kann – wer soll sich denn um die Kinder kümmern?
Sonjas beste Freundin Vicky (Nora Tschirner) hat dagegen mit Beziehungen gar nichts am Hut – was ihr allerdings ihr Lehrer-Kollege Franz (Maximilian Brückner) ganz anders sieht.
Und Vickys Schülerin Leyla (Dilara Aylin Ziem) will sich endlich gegen ihre Mutter umsetzen – die will nämlich nicht, dass sie Baseball spielt. Stattdessen hält ihre Mutter sie für zu dick und gibt ihr ständig schrecklich gesundes Essen.

Mehr als zwei Stunden lang tauschen wir in den Kosmos dieser Figuren ein. Sie alle versuchen, mit dem Optimierungswahn zurecht zu kommen oder ihm zu entkommen. Vor allem geht es in „Wunderschön“ um die Frauen. Frauen, die sich zu dick oder zu hässlichen finden. Frauen, die von anderen Frauen zu dick gefunden werden. Mädchen, die von anderen gehänselt werden. Frauen, die von ihren Männern nicht beachtet werden. Frauen, die immer hinter ihren Männer zurückbleiben sollen.
All das wird nicht mit dem erhobenen Zeigefinger erzählt, sondern extrem unterhaltsam und lustig, mitunter auch mit rührenden und durchaus traurigen Momenten. Wir bewegen uns in verschiedenen Generationen – Menschen am Ende des Berufslebens, mittendrin, Jugendliche. Von ihren Sorgen und Nöten wird im Film erzählt.
Karoline Herfurth hat dafür ein wunderbares Ensemble zusammenbekommen. Sie selbst spielt toll, aber auch Nora Tschirner sorgt für Lacher. Und auch wenn die Männer hier oft ziemlich blöde Tölpel zu sein scheinen – auch ihnen werde Auswege gezeigt
„Wunderschön“ ist unterhaltsames Kino mit Haltung, ein echtes Highlight aus Deutschland – einfach das, was der Titel aussagt: wunderschön.

-> Trailer bei Youtube

Wunderschön
D 2020, Regie: Karoline Herfurth
Warner, 131 Minuten, ab 6
9/10


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