Maxim Voland: Die Republik

Stell dir vor: Die DDR gibt es immer noch. Und sie nimmt das komplette Gebiet Deutschlands ein. Die Bundesrepublik hingegen gibt es nicht (mehr). Übrig geblieben ist nur der Westteil Berlins – man nennt ihn Berlin-Deutschland.
Es passierte 1949, als die neu gegründete DDR in einem Staatsstreich das ganze deutsche Staatsgebiet einnahm – die Alliierten hatten es hingenommen.
2020 ist die DDR ein hochmoderner Staat. Die Technik ist auf dem besten Stand, die Betriebe sind modern, die Straßen ordentlich. Der Sozialismus lebt in einer modernen Version – in der die Technik auch eine umfassende Überwachung möglich macht. Die Stasi sorgt für den Rest.
Währenddessen pulsiert auch West-Berlin, also Berlin-Deutschland. Das Zentrum ist modern – aber der Graben zwischen Arm und Reich ist groß. Die Randbezirke sind No-Go-Areas geworden.
In Osten Berlins kommt es zu einem schrecklichen Vorfall: Eine Giftgaswolke zieht über den Platz der Akademie – der Zahl der Opfer ist groß. Wie konnte es dazu kommen?
Ein Stasi-Oberst nimmt die Ermittlungen auf. Und im Kreis Saarbrücken, im Südwesten der DDR, kommt es in einer Familie zu einem tödlichen Zwischenfall. Gibt es da einen Zusammenhang?

„Die Republik“ heißt der Roman von Maxim Voland. Hinter dem Pseudonym verbirgt sich der Autor Markus Heitz, der in Homburg – wo ein Teil der Geschichte spielt – geboren worden ist. Bislang hat er viele Fantasyromane geschrieben und auch Thriller. In letztere Richtung geht auch „Die Republik“ – die aber durch die Verdrehung der deutschen Geschichte einen besonderen Hintergrund hat.
Die Story vom Giftgasanschlag und den Folgen ist spannend. Eigentlich sind es sogar drei Geschichten – in Ost-Berlin, in Berlin-Deutschland und im Kreis Saarbrücken, dessen Puzzlestücke aber nach und nach zusammengesetzt werden. Interessant sind die geheimdienstlichen Verwicklungen, die sich ergeben – und die angesichts der Idee, dass es die DDR noch gibt und größer ist, sind einige Überraschungen dabei.
Ganz nebenbei wird erwähnt, dass es zwar einen Euro gibt (der das Ergebnis der deutschen Wiedervereinigung war), die DDR aber offenbar dem Euro nicht beigetreten ist. Nicht die einzige Ungereimtheit. Denn unklar ist auch, wie Berlin-Deutschland eigentlich versorgt wird, als kleiner Stadtstaat. Oder ob die Berlin-Deutschen in die DDR einreisen dürfen oder ob sie, wenn sie raus wollen, bis nach Frankreich und Co. fahren müssen. Erzählt wird zwar, dass es die Sowjetunion nicht mehr gibt, aber gibt es noch den Ostblock?
Aber abgesehen davon, dass manches vielleicht nicht zu Ende gedacht ist: Das Gedankenexperiment zieht einen rein in die Geschichte – und so gruselig der Überwachungsstaat im Roman ist – manchmal muss man doch schmunzeln.

Maxim Voland: Die Republik
Piper, 526 Seiten
8/10


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