Hoyerswerda ’91 – Eine Stadt, die Gewalt und ihre Aufarbeitung

DI 21.09.2021 | 22.10 Uhr | mdr-Fernsehen

Hoyerswerda im Jahre 1991.
Tagelang belagern Neonazis und, wie sie sagen, normalen Bürger, einen Wohnblock, in dem Flüchtlinge leben. Sie beschmeißen das Haus, werfen Fenster ein, werfen Brandsätze. Pogromstimmung.
Neonazis fahren in der Stadt herum und bezeichnen sich als die zweite Polizei. Der Mann von der ersten, also richtigen Polizei nimmt das schulterzuckend hin.
Neonazis und ihre Anhänger werfen Brandsätze auf ein Flüchtlingsheim, zeigen den Hitlergruß und sein gewalttätig, und der sächsische Innenminister spricht davon, dass die Polizei wenig tun könne, man müsse stattdessen reden.
Ein junger Mann sagt, die Ausländer würden das Geld in den Arsch geschoben bekommen.
Ein anderer will ein ausländerfreies Hoyerswerda und Deutschland.
Ein anderer sagt, dass die Ausländer „Viecher“ seien.
Eine Oma sagt zu den Anschlägen auf das Flüchtlingsheim: „Jeder, wie er es verdient.“
Die Ausländer sollen raus, sagt eine junge Frau live im ARD-„Brennpunkt“ aus Hoyerswerda.
Die, die festgenommen wurde – es waren nicht viele – bekamen Bewährungsstrafen und mussten gemeinnützige Arbeit leisten.
Hoyerswerda im Jahre 1991.

30 Jahre danach befasst sich eine Doku des mdr mit den damaligen Ereignissen. „Hoyerswerda ’91 – Eine Stadt, die Gewalt und ihre Aufarbeitung“, hieß der Film, der am Dienstagabend zu sehen war.
Anhand der damaligen Fernsehbilder sowie durch Fotos einen lokalen Fotografen, durch Erzählungen von Anwohnern und Betroffenen, konnten diese Tage rekonstruiert werden.
Es sind Tage des Grauens, des Schams, der Schande.
Und durch nichts zu entschuldigen.

Ja, es lief nach der Wende in dieser Region sehr schlecht. Die Wirtschaft war am Boden, die Menschen desillusioniert. Die Wut machte sich breit, und die Wut fand einen Adressaten. Auf perfide, eklige Weise.
Heute, 2021, schauen die allermeisten Menschen in Hoyerswerda reflektiert auf die damaligen Ereignisse. Es gibt Willkommensinitiativen und Veranstaltungen, die sich mit 1991 auseinandersetzen.
Die Erinnerungen an damals müssen erhalten bleiben. Damit es so nie wieder passiert.

-> Die Doku in der ARD-Mediathek (bis 21. September 2022)


Beitrag veröffentlicht

in

von

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert