SA 12.06.2021 | 17.50 Uhr | ZDF
Von einer Minute zur anderen zählte der Fußball nicht mehr. Waren Ergebnisse egal.
Stattdessen: das ganz große Drama. Live am Sonnabendabend im ZDF. Live in ganz Europa.
Beim Fußball-EM-Spiel zwischen Dänemark und Finnland bricht kurz vor der Halbzeit der dänische Spieler Christian Eriksen zusammen. Und bleibt liegen. Sanitäter kommen, er muss reanimiert werden.
Ein Mensch kämpft um sein Leben, und die Kameras halten drauf. Filmen von oben, filmen von der Seite. Viel zu lange zeigte die UEFA diese Bilder. ZDF-Kommentar Béla Réthy rang nach Worten, sagte dann minutenlang gar nichts mehr. Irgendwann war auch der UEFA – sie sorgt für die Live-Bilder, die in alle Welt gehen – klar, dass die Lage ernst ist, und man sah alles nur noch aus der Ferne. Das ZDF stieg irgendwann ganz aus der Übertragung aus, um schockierte Moderatoren und Studiogäste zu zeigen.
Klar, das ZDF hätte sich früher aus diesem Drama ausblenden können. Aber erstens muss der Sender drauf vertrauen können, dass der Lieferant der Bilder richtig handelt. Aber spätestens als reanimiert worden ist, hätte reagiert werden können. Nur: Was macht man dann? Was anderes zeigen? Einen Beitrag einspielen? Egal, was man stattdessen erzählt oder gezeigt hätte – es wäre der Situation nicht angemessen gewesen. Grundsätzlich ist es gut, in so einer Situation vor Ort zu bleiben, auch weil man als Zuschauer gleich informiert sein möchte – die gute Nachrichten haben möchte, dass es dem Spieler gut gehe. Das hat nur wenig mit Voyerismus zu tun, es ist auch Anteilnahme.
Als klar war, dass nun erst mal nicht weitergespielt werden kann, zeigte das ZDF „Der Bergdoktor“. Nicht unbedingt unverfänglich in so einer Situation, eigentlich sollte für verschiedene Notsituation verschiedenes Ersatzmaterial vorliegen.
Um 20.30 Uhr wurde dann doch weiter gespielt. Richtig so? Die Spieler wollte es, und auch Christian Eriksen wollte es, inzwischen war klar, es gehe ihm einigermaßen gut, und er konnte er mit der Mannschaft reden. Es heißt, die UEFA habe bei der Entscheidung nicht reingeredet, es habe wohl auch die Möglichkeit bestanden, das Spiel am nächsten Tag um 12 Uhr fortzusetzen. Was die Sache eventuell nicht besser gemacht hätte. Am Sonntag hieß es vom dänischen Trainer, es sei falsch gewesen, der Mannschaft diese Entscheidung zu überlassen.
Aber im Nachhinein weiß man immer besser, wie man die Lage hätte meistern können. Wichtig ist, dass es Christian Eriksen wieder gut geht.
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