Aus Hilfe wird Freundschaft

Maziar Moradi kommt aus dem Iran und lebt jetzt in der Region – bei Familie Heymann in Bärenklau bekommt er viel Unterstützung

MAZ Oberhavel, 9.10.2020

Bärenklau.
Es war im März dieses Jahres, die Coronapandemie hatte ihren ersten Höhepunkt erreicht. Sieglinde Heymann aus Bärenklau ging zu dieser Zeit dreimal am Tag mit dem Hund spazieren. „Da habe ich ihn immer sitzen sehen“, erzählt sie. Er saß öfter am Dorfteich, dort gibt es einen Tisch und eine Bank. „Er war immer freundlich.“ Sie kamen ins Gespräch und lernten sich immer besser kennen.

Maziar Moradi ist 34, er kommt aus dem Iran. Zunächst war er drei Monate in der Erstaufnahmeeinrichtung in Frankfurt/Oder, dann kam er nach Bärenklau. Seit einem guten Jahr ist er inzwischen in Deutschland, und er kann schon recht gut Deutsch sprechen. „Ich bin Christ“, sagt er, und als Christ habe er im Iran große Probleme gehabt. Er habe dort nicht bleiben können. Er kam unter in der Bärenklauer Gemeinschaftsunterkunft. Allerdings kam er dort mit der Enge nicht klar, und Probleme mit den anderen Bewohner habe es wohl auch gegeben. Am Vormittag besucht er in Oranienburg eine Schule, um weiter Deutsch zu lernen. Danach suchte er sich draußen ein Plätzchen, um in Ruhe lernen zu können – und traf dort auf Sieglinde Heymann.

„Ich habe ihm dann Kaffee und Kekse gebracht“, erzählt die Bärenklauerin. „Da kam es dann zu Gesprächen, und ich habe ihn dann mal zum Kaffee eingeladen.“ Inzwischen haben Sieglinde und Jürgen Heymann ihn gewissermaßen bei sich aufgenommen, er kommt fast jeden Tag.

„Ich habe jetzt neue Eltern in Deutschland“, sagt Maziar Moradi mit einem Schmunzeln. Er kommt am Nachmittag und bleibt bis zum Abend. „Sie helfen mir bei den Hausaufgaben“, erzählt er. Ende Oktober hat er seine Prüfung.“Ich verstehe schon gut Deutsch“, sagt er. „Aber mit dem Sprechen habe ich noch Probleme.“ Heymanns haben sich in den vergangenen Wochen und Monaten zu echten Bezugspersonen entwickelt. „Wenn Jürgen Hilfe braucht, helfe ich gerne.“ Er hilft im Garten oder fährt auch mal mit zum Einkaufen.

Es ist ein Geben und Nehmen, beide Seiten haben etwas davon. Heymanns freuen sich über die Hilfe, die sie bekommen, auch über die neue Gesellschaft. „Er ist uns sehr ans Herz gewachsen“, sagt Sieglinde Heymann. „Er unterstützt uns bei vielen Kleinigkeiten“, so die 69-Jährige weiter. Es sei schön, „dass wir in unserem Alter eine Aufgabe haben, die so wertvoll ist.“
Maziar Moradi freut sich auch, dass er einen Platz hat, wo er in Ruhe lernen kann, wo er Deutsch lernt und Kontakte knüpfen kann. „Ich bekomme hier so viel Hilfe“, sagt er. Schon allein durch die Gespräche wird sein Deutsch von Tag zu Tag besser. Jeden Sonntag gehen sie zudem gemeinsam in die Kirche, sie besuchen in Oranienburg die neuapostolische Kirche. Etwas, was dem Bärenklauer Ehepaar wie auch Maziar Moradi sehr wichtig ist.

Inzwischen ist der 34-Jährige nicht mehr in der Bärenklauer Gemeinschaftsunterkunft, er hat jetzt ein Zimmer in Lehnitz. Allerdings sucht er auch nach einer richtigen Wohnung. Er hat einen Wohnberechtigungsschein, keine Schulden, bei der Schufa gibt es keine negativen Einträge. Das Amt würde ihm eine Warmmiete in Höhe von 337 Euro zahlen – fündig wurde er jedoch noch nicht. „Es heißt immer: Das ist zu wenig Geld, keiner kann mir helfen.“ Eine kleine Ein-Raum-Wohnung würde ihm schon reichen, sagt er. „30 Quadratmeter sind genug für mich. das reicht mir zum Leben.“ Aber eine eigene Wohnung sei für ihn wichtig.
Und natürlich will er auch arbeiten, wenn er darf. Im Iran war er Informatiker. In Deutschland möchte er noch mal eine entsprechende Ausbildung machen. Er hat in seinem Leben noch viel vor, ist voller Tatendrang. Und auch wenn er jetzt in Lehnitz untergekommen ist – nach Bärenklau will er weiter so oft wie möglich kommen.


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