Zurück am Unfallort

Beim tödlichen Unfall zwischen Eichstädt und Marwitz leisten Anika Langas und Mandy Krenz Erste Hilfe – leider vergebens

MAZ Oranienburg, 8.4.2020

Marwitz.
Ein Unfall, direkt vor ihr steht ein Auto quer. Als Anika Langas aus Kremmen am Mittwoch vergangener Woche zwischen Eichstädt und Marwitz unterwegs ist, bietet sich vor ihr ein schlimmes Bild. Zuvor waren auf der Landesstraße 17 – so geht es aus dem Polizeibericht hervor – zwei Autos frontal zusammengestoßen. Ein 22-Jähriger stieß mit seinem BMW beim Überholen gegen den Nissan eines 68-Jährigen. Die Kremmenerin gehört an diesem Nachmittag zu den Ersthelfern vor Ort. Es tut ihr gut, darüber zu reden. Reden hilft ihr, sagt sie.

„Ich hatte meine Tochter dabei und habe ihr erst mal das Handy in die Hand gedrückt“, erzählt Anika Langas. Dann stieg sie aus. Den 22-Jährigen aus Polen fragte sie, ob alles okay ist. Er habe unter Schock gestanden. „Er hat mich schlecht verstanden, ich habe ihm gesagt, er soll sich in den Graben setzen.“ Sie bemerkte, dass im anderen Auto neben dem Fahrer auch eine Frau saß. Sie rief noch weitere Helfer an die Unfallstelle heran, Rettungskräfte sind zudem alarmiert worden.
Auch Mandy Krenz erreichte die Unfallstelle, bevor die Retter eintrafen. Die Ortsvorsteherin aus Bötzow hatte Feierabend und wollte nach Hause. Anika Langas und Mandy Krenz berieten kurz. Die Bötzowerin beschloss, sich zu dem 68-Jährigen ins Auto zu setzen. „Ich wollte ihn beruhigen. Ich habe ihn gefragt, wo er herkommt, um vom eigentlichen Geschehen ein bisschen abzulenken.“ Denn Mandy Krenz kannte den Mann – er lebte mal in ihrer Nachbarschaft. „Wir haben uns relativ normal unterhalten, aber er stand unter Schock.“ Er bat sie, seinen Bruder anzurufen. Mehr helfen konnte sie nicht, der Mann war in seinem Auto eingeklemmt. „Ich habe die Hand gehalten und beruhigt.“
Die Rettungskräfte trafen unterdessen sehr schnell ein. „Es ist für einen selbst in so einer Situation ja gefühlt immer eine Ewigkeit, aber es ging wirklich schnell“, so Mandy Krenz weiter.

Der 68-Jährige musste mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden. Auf dem Weg dorthin, starb er jedoch. „Als ich das erfahren habe, war ich erschüttert, damit habe ich nicht gerechnet“, sagt Mandy Krenz. „Ich war schockiert“, erzählt Anika Langas. Beiden hat es danach geholfen, viel darüber zu sprechen. „Mir wurde auch Seelsorge angeboten“, so Mandy Krenz, aber das sei nicht nötig gewesen.

Als die beiden Frauen in diese Situation geraten sind – keine von ihnen hat gezögert, zu helfen. „Ich habe nicht daran gezweifelt, dort auszusteigen“, sagt die Kremmenerin. „Ich habe keine hundertstel Sekunde überlegt.“ Ihre Devise: „Einfach machen. Einfach helfen, egal, wer es ist.“ Damit reagiert sie auch auf Beleidigungen, die auf Facebook laut geworden ist, dass sie auch dem mutmaßlichen Unfallverursacher geholfen hat. „Es ist in dem Moment egal, und mit Absicht hat er das sicher nicht getan“, sagt Anika Langas.

Ariane Feierbach von der Polizeidirektion Nord sagte auf MAZ-Nachfrage, dass die Ermittlungen noch laufen. Ein Gutachten dauere immer länger als die Unfallaufnahme, sagte sie.


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