Druckfrisch

SO 23.02.2020 | 0.00 Uhr (Mo.) | Das Erste

Haut doch ab mit eurer verblödenden Unterhaltungsliteratur! Denis Scheck ist ja eher so der Intellektuelle. Das lässt er in jeder Minute seiner Literatursendung „Druckfrisch“ im Ersten raushängen. Da wandelt er durch den Wald und spricht über Bücher, er schmeißt Werke, die er abstoßend findet, in hohem Bogen in den Müll.
Am späten Sonntagabend, nach dem ganzen Polit- und Krimigetöse, wurde es dann endlich höchste Zeit für anspruchsvolles Fernsehen.

„Druckfrisch“ ist keine schnöde Büchersendung, wo ein Mann an einem Tisch sitzt und sagt, was wir denn gefälligst zu lesen haben und was um Gottes Willen nicht.
Denis Scheck schlendert also durch einen Wald und spricht über ein Buch. In so geschliffenen Sätzen, dass man als etwas müder Zuseher im Kopf schon abschaltet, weil man gerade keine Lust hat, das Wörterbuch zu nehmen, um seine ganzen klugen Sätze mit den noch sehr viel klügeren Fremdwörtern zu entschlüsseln.
Aber das verleiht seinen Sätzen viele Ausrufezeichen, die sagen: Dieser Mann weiß, wovon er spricht. Und dieser Mann weiß auch, dass er einen verdammt guten Geschmack hat, und dass wir dankbar zu sein haben, dass es ihn gibt. Ihn, der uns von Schund fernhalten will.

Was waren das doch für schöne Zeiten, als Elke Heidenreich im ZDF an einem Tisch saß und ganz schlicht, aber ganz wundervoll 30 Minuten lang erzählte, welche Bücher sie mag.
Denis Scheck sitzt nicht. Er plaudert auch nicht. Er doziert.
Er unterhält sich mit Autoren, und vorher sehen wir, wie das Setting aufgebaut wird, wie crazy-bunte Aufkleber ans Fenster gepappt werden, damit es aufregender aussieht. Wie Kameraleute mit ihren Kameras hinter Heizungen verschwinden, weil das ein tolles Bild ergibt. Hat mit Büchern nichts zu tun, sagt uns aber, dass „Druckfisch“ eine moderne Sendung ist, die sich intellektuell total abhebt.
Nur dass diese vielen Mätzchen total von dem ablenken, um was es eigentlich geht: von den Büchern. Weniger ist mehr.

-> Die Sendung in der ARD-Mediathek (bis 23. Februar 2025)


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