Eurovision Song Contest 2018 – 1. Halbfinale

DI 08.05.2018 | 21.00 Uhr | YouTube

Dass Portugal ein armes Land ist, sieht man den Clips, die aus dem Land gezeigt werden, nicht an. Portugal nutzt den Eurovision Song Contest in Lissabon, um ordentlich Werbung für sich zu machen. Das ist auch gut so, denn das Land im Südwesten Europas ist einen Besuch wert.
Ansonsten hat sich Portugal mit der Show nicht sehr mit Ruhm bekleckert. Am Dienstag ging das erste Halbfinale über die Bühne, und im Grunde hatte die Show abseits der eigentlich Acts nichts wirklich zu bieten. Ein paar Einspieler, das war’s. Keine portugiesische Kultur, keine Musik, kein gar nichts. Das ist sehr schade, und hoffentlich fällt ihnen wenigstens im Finale noch etwas ein.

In diesem Jahr ist in Sachen Eurovision Song Contest alles anders. Erstmals habe ich mich sehr viel ausführlicher schon im Vorfeld mit den Songs beschäftigt. Ich hatte und habe Favoriten.
Am Dienstagabend ist die erste Show live auf YouTube übertragen worden.

Der Beitrag aus Weißrussland war der erste, den ich schnell ins Herz geschlossen hatte. Alekseev hat eine tolle, markante Stimme, „Forever“ ist ein fast hymnenhafter Song, der ins Ohr geht. Aber das Ding ist ausgeschieden, und das liegt daran, dass Alekseev live leider nicht überzeugen kann. Das Lied hat immer noch was, aber seine stimme klingt auf der Bühne kaum noch außergewöhnlich.
Auch Island ist draußen. Dabei sah Ari Olafsson wie ein neuer Johnny Logan, was ja eigentlich quasi eine Gewinngarantie ist – hat aber nicht gereicht, der Song überzeugte nicht.

Israel dagegen gehört zu den Favoriten, und Netta ist mit „Toy“ tatsächlich weiter. Mit einem ziemlich abgefahrenen, frechen Song, der zumindest im Refrain gut ins Ihr geht. Warum man sie allerdings die Hälftes des Liedes blöd und lahm hinter einem Mischpult rumstehen lässt, bleibt ein Rätsel.
Ebenso Cesár Sampson aus Österreich. Im Videoclip zu „Nobody but you“ stiefelt er durch den Winterwald. Auf der ESC-Bühne in Lissabon muss er eine halbe Ewigkeit auf einer Hebebühne rumstehen. Den Gospelchor im Hintergrund sieht man nicht, die vier Frauen steht man einmal irgendwo im Halbdunkeln. Eine leider schwache Show für einen starken Song. Aber Hauptsache ist Österreich ist weiter – an sich verdient!

Auch Irland hat’s geschafft – mit einer Anbiederung an die schwule Zielgruppe des ESC. Denn schon im Videoclips tanzten zu Ryan O’Shaughnessys „Together“ zwei Jungs in den Straßen von Dublin, und das durften sie dann auch auf der ESC-Bühne. Der Jubel war groß – und der Song, eine liebevolle Ballade, ist es auch verdient, ins Finale zu kommen.
Dass Zypern dagegen mit einer eher lahmen Ethnopop-Nummer zu den Favoriten zählen soll, will ich nicht verstehen.

Erstmals habe ich übrigens auf Peter Urban verzichtet, der während der Live-Übertragung auf one zu hören war. Der – so sagt die ARD – Kultkommentator, nervt mit seinen Altherrenwitzchen, die er vorher aufgeschrieben bekommt, und die er wortgleich in den Halbfinals und im Finale an den passenden Stellen vorliest. Mal abgesehen davon, dass man eine Musikshow nicht kommentieren muss, sondern höchstens während der Moderation dolmetschen sollte – es wird höchste Zeit, dass der in Deutschland federführende NDR mal jemand anderen sucht. Auf YouTube gab es die Show dagegen im Original, und keiner hat reingequatscht. Irgendwie eine Wohltat.


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