Es ist eine schlimme Geschichte. Am Fastnachtsdienstag 1993 ändert sich das Leben des Schauspielers Georg Uecker dramatisch. Er bekommt zwei Diagnosen: erstens ein Tumor im Lymphsystem, zweitens HIV-positiv.
Für Uecker stehen furchtbare Monate bevor, mit Bestrahlung, schweren Schmerzen und Depressionen.
Das ist der Aufhänger für Georg Ueckers Biografie. Vielleicht sieht er selbst das gar nicht so, der Fischer-Verlag aber definitiv. Um nichts anderes drehen sich die Klappentexte – aber auch von so gut wie nichts anderes handelten die vielen Fernseh- und Radioauftritte, die er rund um die Bucherscheinung absolvierte.
Das Problem: Sehr viel mehr als das, was Uecker sowieso schon überall erzählt hat, erfährt man im Buch nicht. Das zweite Problem: Die Story, die der Verlag so pusht, beginnt auf Seite 200 von 268.
Georg Uecker kennt man vor allem seit 1986 als Darsteller des Carsten Flöter in der „Lindenstraße“. Außerdem war er Spielleiter in der „Schillerstraße“ und Produzent von „Kaffeeklatsch“ und „Blond am Freitag“. Außerdem ist er Eurovision-Song-Contest-Experte.
Die Biografie von Georg Uecker ist seltsam oberflächlich und verhuscht. Es fehlt an einer konkreten Idee, an einem Konzept, wovon er eigentlich erzählen will. Und so streift er irgendwie alles kurz an. Aber er streift eben nur, und das kurz.
Ohne ihm zu nahe treten zu wollen, aber seine Jugend war nicht besonders aufregend. Spannend sind seine ersten Engagements, sein „Lindenstraße“-Leben, sein Leben als Produzent. Und natürlich alles über seine schlimme Krankheit.
Aber all das wird nur angekratzt. Nichts geht in die Tiefe. Dafür gibt es manchmal seltsam überflüssige Einschübe, in denen Uecker kurz erklärt, was deutschland- oder weltpolitisch passierte. Oder was irgendwie irgendwo im Fernsehen lief – und teilweise sind ihm da auch Fehler unterlaufen.
Die Zeit, in der sich Uecker etwa 2007 plötzlich auch äußerlich sehr stark veränderte, wird im Buch als Randnotiz geschildert. Dabei wäre doch zum Beispiel die Frage spannend gewesen, ob es einen Zusammenhang zur „Lindenstraße“-Story gibt, als sich auch seine Figur Carsten Flöter zugrunde richtet. Immerhin sah Uecker zwischenzeitlich wirklich schlimm aus, und auch in der Serie trat er zwischenzeitlich kaum noch auf. Im Buch heißt es nur lapidar, ihm sei es super gegangen.
So zieht sich das durch das ganze Buch. Es bleiben viele Fragen offen. Eher Uninteressantes wurde nicht weggelassen zugunsten der spannenden Geschichten.
So ist „Ich mach dann mal weiter!“ zumindest von Verlagsseite her sehr auf die Krankheit fokussiert. Das löst aber das Buch nicht ein. Nicht nur deshalb ziemlich enttäuschend und mau. Mit ein bisschen Tiefgang hätte Uecker garantiert mehr zu erzählen gehabt.
Georg Uecker: Ich mach dann mal weiter!
Fischer, 268 Seiten
4/10
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