Tatort: Hardcore

SO 08.10.2017 | 20.15 Uhr | Das Erste

Die Heuchler von der „Bild“ fanden den „Tatort“ vom Sonntag wieder mal sehr empörend. Weil er im Pornofilm-Business spielte, und weil die Kommissare ständig von Gangbang und Bukkake sprachen und Leute beim wichsen zu sehen waren, ohne dass man den Vorgang an sich explizit sah. Alles ganz schlimm.
Dabei berichtet doch die „Bild“ auch ständig über Sex. Neulich erst, über Sexpärchen, die es an kuriosen Orten trieben. Oder wenn es mal Brüste zu zeigen gibt, dann ist man bei der „Bild“ ja auch alles andere als verschämt.
Also bitte mal ganz still sein.

Im „Tatort: Hardcore“ am Sonntagabend im Ersten ging es um eine ermordete Hobby-Pornodarstellerin. Die Münchner Kommissare Batic und Leitmayr nahmen ihre Ermittlungen auf und bekamen einen Einblick in die Pornofilm-Branche.
Das kam nicht überall gut an. Denn in diesem Film schmissen die Leute nicht nur um sich mit pornösen Begriffen um sich. Ohne zu viel zu zeigen, gab es doch eindeutige sexuelle Momente. Es gibt um Sexpraktiken, um die Art, wie Pornos gedreht werden.
Das ist speziell. Aber das ist auch das Leben. Und vor allem sollten wir uns nichts vormachen: Deutschland liegt in Sachen Pornokonsum recht weit vorn, und wenn es heißt, man müsse doch die Kinder schützen: Die lachen doch über uns.

Regisseur Philipp Koch sagte, für die Authentizität brauchte es den Mut, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Einige finden die Praktiken eklig, andere nicht oder weniger, aber es werde nicht offen darüber gesprochen, oder nicht wertfrei. Das solle der Ansatz für den „Tatort“ sein. Da, wo nicht über Sex, Lust und die schwierige Grenze zur Perversion gesprochen werde, entstehe Missbrauch.
Damit hat er ziemlich recht.
„Hardcore“ war nun wirklich nicht der beste „Tatort“ aller Zeiten. Er war manchmal wunderlich, irgendwie eklig. Aber er zeigte auch eine den meisten sonst verschlossene Welt. Und die Frage ist: Warum muss die verschlossen sein? Man muss das ja nicht mögen, aber mal drüber sprechen sollte möglich sein. Und nicht so heuchlerisch rumlabern wie die „Bild“-Leute.


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