Jonathan Safran Foer: Hier bin ich

Das Leben, das wir führen. Das Leben, das wir leben wollen. Manchmal klaffen zwischen diesen beiden Sätzen ganze Welten.
Julia und Jacob führen in Washington eigentlich ein gutes Leben. Eigentlich, wie gesagt. Aber es gibt immer wieder Probleme mit den heranwachsenden Söhnen, echte Konflikte gar. Es soll ein Familienfest geben, das allerdings für Missstimmungen sorgt. Der Großvater soll in ein Altersheim, er weigert sich aber. Und auch zwischen Julia und Jacob selbst kommt es zu Konflikten.
In diese familiären Konflikte drängt auch noch eine ganz weltliche Katastrophe: Ein Erdbeben im Nahen Osten sorgt dafür, dass es in Israel zu erheblichen Konflikten kommt – und die Juden werden aufgerufen, zum Kämpfen nach Hause zu kommen.

„Hier bin ich“ ist der erste Roman, den Jonathan Safran Foer nach elf Jahren Pause veröffentlicht hat. Nach einem grandiosen Roman wie „Extrem laut und unglaublich nah“ waren die Erwartungen hoch – und der Autor konnte sie bei weitem nicht erfüllen. dabei hat sein fast 700 Seiten starker Roman sehr gute, sehr spannende Ansätze und Momente. Aber: Es sind 700 Seiten, und 700 Seiten müssen immer ihre Berechtigung haben. In diesem Fall hätte eine Straffung der Geschichte dem ganzen Buch sehr gut getan. Foer schweift oft ab oder hält sich an einer Tatsache oder einem Dialog ewig auf, ohne dass die Story voran kommt.
Der spannendste Moment ist, wenn die Lage im Nahen Osten eskaliert, da macht Foer plötzlich Weltgeschichte – und das ist fesselnd. Leider macht der Autor daraus zu wenig, und die Dramatik verliert sich schnell wieder.
Irgendwie schade, aber die Geschichte hätte einen großen Roman hergeben können.

Jonathan Safran Foer: Hier bin ich
Kiepenheuer & Witsch, 683 Seiten
6/10


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